Über fünf Jahre Speed Kini: Das Interview mit Tobi Ullrich

2013 rief Tobias Ullrich dem „Bayrischen Speed Kini“ ins Leben. Hintergrund war, dass süddeutsche Speed-Junkies gegen ihre norddeutschen Kollegen von Natur aus im Nachteil waren. Während die Norddeutschen auf ihren spiegelglatten Prielen dahindonnern können, werden die Süddeutschen vom Kabbelwasser auf den Binnenseen gebremst.

Speed KiniDeshalb schuf Tobi den Speed Kini, der Wertungen lediglich auf bayerischen Seen gestattet. So ist Chancengleichheit und somit Vergleichbarkeit der Leistungen für alle Teilnehmer gewährleistet. Dies war 2013 und alles was seitdem passierte, ist Geschichte.

Sage und Schreibe 120 Teilnehmer, die auf 27 verschiedenen Spots um die besten Platzierungen kämpften, zählte der Speed Kini im vergangenen Jahr. Besonders zu erwähnen ist hier, dass sogar 10 Junioren und 13 Damen im Feld dabei waren.

Nach diesem erfolgreichen Jahr ist es mal wieder an der Zeit, sich mit Tobias Ullrich über den Speed Kini zu unterhalten:

Surfandclimb (SaC): Fünf Jahre ist es nun her, dass du den Speed Kini ins Leben gerufen hast. Ahntest du schon damals, was du damit für eine Entwicklung lostreten würdest?

Tobi Ullrich (TU): Sagen wir so: Ich hatte es gehofft! (lacht)

SaC: Das sich aber nun selbst eingefleischte Freestyler mittlerweile Race-Material und ein GPS-Gerät zulegen und über den See donnern, muss doch selbst deine kühnsten Träume übertreffen?

TU: Es ist wirklich unglaublich und auch schön dies zu sehen. Aber ein paar Hartnäckige gilt es noch zu überzeugen. Lani und Tobi von LATOs Way sind die Nächsten!

Was macht den Reiz des Kinis aus, dass er so erfolgreich ist?

TU: Ich denke das Besondere ist, dass man sich mit seinen Freunden messen und gegenseitig auf dem See pushen kann. Für mich ist es auch besonders schön zu sehen, dass sich durch unser Seen-Ranking an den Spots die Locals sammeln und sich gegenseitig jagen. Zusätzlich kommen dann auch noch von überall her Leute, die sich den Seerekord holen wollen. Dadurch entwickelt sich natürlich eine besondere Eigendynamik.

SaC: Da hast du sicherlich Recht! Selbst ich, ein eingefleischter Waver, spiele schon länger mit dem Gedanken beim Speed Kini teilzunehmen. Welche Tipps würdest du mir geben?

TU: Hahaha, das ist nicht weiter schwer. Die richtigen Sponsoren hast ja schon um schnell zu sein. (lacht)

Speed KiniDa der Speed Kini für Jedermann gedacht ist, braucht man weder Segelnummern, eine Sporthaftpflicht und muss auch keine Startgebühren zahlen. Selbst das GPS-Gerät kann man sich bei Bedarf ausleihen. Es gibt also keinen Grund warum du deiner Wave-Krücke noch nicht die Sporen gegeben hast! (schmunzelt)

Und ansonsten ist es wichtig sein Material kennenzulernen und zu tunen, Tipps einzuholen und das Wichtigste: Auf Downwind-Kurs die Arschbacken zusammenkneifen!

SaC: 120 Teilnehmer, zahllose Berichte, eine umfangreiche Webseite…ist das alles überhaupt für dich alleine noch zu bewerkstelligen?

TU: Definitiv nicht! Deshalb bin ich auch über die Zusammenarbeit mit Klaus Reitberger und seiner Agentur M2  sehr froh. Zusätzlich hilft mir Markus Lidl mit den Fotos und Niklas Rottenbach hilft mir mit den Berichten. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an dieses großartige Team.

SaC: Was muss man mitbringen, wenn man dich auch hinter den Kulissen des Speed Kinis unterstützen will?

TU: In aller erster Linie muss man mir gehorchen und alles machen was ich sage, ohne nachzufragen! (lacht) Nein, Spaß bei Seite! Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Eine davon ist, dass man mir Bilder von Sessions für die Homepage zukommen lässt. Eine andere ist es, mir Feedback über die Berichte zu geben. Oder ganz simpel: Etwas in unserem neuen Online Shop kaufen. Wer Interesse hat, kann mich gerne am Spot ansprechen oder mich über die sozialen Netzwerke kontaktieren.

SaC: Wie sieht über einen Monat hinweg deine klassische Kini-Arbeit aus?

TU: Im Prinzip versuche ich, natürlich bei Wind am See zu sein und vor Ort das Geschehen zu verfolgen, beziehungsweise aktiv mitzumischen. Wenn das mal nicht geht, dann cSpeed Kinihecke ich in den sozialen Medien die Berichte und Bilder der Leute, die unterwegs waren. Ich sammle quasi über den Monat hinweg Material, das ich dann im Monatsbericht verwenden kann.

Hinzu kommt, dass ich hin und wieder Hilfestellungen zu interessanten Themen verfasse und veröffentliche. Das möchte ich auch dieses Jahr weiter vorantreiben. Also wenn ihr Themen habt, die euch interessieren, dann her damit! Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit besteht darin die eingegangenen Dateien zu prüfen und dann freizugeben.

SaC: Hast du bei all dem Aufwand selber noch ausreichend Zeit aufs Wasser zu kommen?

TU: Natürlich, oder besser gesagt Gott Sei Dank! Im letzten Jahr durch meine Verletzung leider nicht annähernd so viel, wie ich es mir gewünscht habe, aber das ändert sich dieses Jahr wieder!!!

SaC: Während deiner Verletzung kampflos sehen zu müssen, wie andere an dir vorbeizogen, war bestimmt auch eine besondere Motivation umso stärker wieder zurückzukommen! Gab es trotzdem Momente in denen du damals vom Kini am liebsten nichts mehr gehört hättest?

TU: Um ehrlich zu sein: Ja, die Zeit gab es! Ich hatte Tage, da hätte ich alles hinschmeißen können. Vor allem nach der OP Ende Februar war es besonders heftig. Ich konnte ja eigentlich nichts machen. Es folgte eine aufwendige Physiotherapie und nach ungefähr 3 Monaten durfte ich wieder etwas anfangen zu trainieren. Als ich endlich wieder aufs Wasser konnte, war es Ende Mai.

Leider war ich von 100% immer noch weit entfernt und das hat sich auch nicht so schnell geändert. Seit Oktober trainiere ich im Normalfall dreimal in der Woche schon morgens um 6 Uhr im Fitnessstudio und das inzwischen wieder bei fast 100%.

Besonders bitter war für mich, das meine Zeit aus dem Januar fast bis zum Jahresende für den zweiten Platz gereicht hätte. Kurz vor Schluss haben mich aber dann Markus Lidl und Frank Thomas mit 0,0-irgendwas Knoten überholt. Aber so ist das halt und dafür gibt es dieses Jahr die Revanche! (lacht)

SaC: Der Speed Kini ist für dich und dein Team ein Hobby, du verdienst kein Geld damit. Dennoch kommt ihr immer wieder mit neuen Ideen und auch einer fantastischen interaktiven Webseite um die Ecke. Kriegt man dafür auch die notwendige Anerkennung entgegengebracht oder gibt es auch beim Windsurfen den ewig Unzufriedenen?

TU: Beides. Zum Großteil bekommt man Anerkennung und Lob. Das motiviert einen natürlich weiterzumachen. Aber wie überall gibt es auch bei den Surfern Leute, die immer alles besser wissen oder meinen, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen. Da würde ich mir manchmal wünschen, die Leute würden sehen, welch enormer Aufwand hinter so einem Projekt steht, um so manches besser zu verstehen. Konstruktive Kritik ist aber natürlich immer gerne gesehen.

SaC: Wer in sozialen Netzwerken unterwegs ist, kommt an dir kaum vorbei. Selbst so mancher Vollblutprofi blickt neidvoll auf deine Anzahl an Instagram-Followern. Wie wichtig ist die digitale Selbstvermarktung in Zeiten des Nischensports?

TU: Extrem wichtig. Ich finde es immer wieder schön, wenn ich vom anderen Ende der Welt eine Nachricht von irgendeinem Point-7-Fahrer bekomme, der eine Frage hat. Und das zeigt auch, wie wichtig der Auftritt ist und wieviel Einfluss man hat. Der Speed Kini in dieser Form wäre ohne das Internet und die sozialen Medien gar nicht möglich!

SaC: Die PWA hat in dieser Saison gerade einmal 8 Events. Sylt ist der einzige Publikumsmagnet. Dagegen boomen die German Freestyle Battles seit Jahren und auch der Speed Kini wird von Jahr zu Jahr erfolgreicher. Sind derartige „Guerilla“-Konzepte der Weg der Zukunft zur Erhaltung unseres Sports?

TU: Nein, das glaub ich nicht. Die PWA ist das Maß der Dinge. Es ist nur schade, dass man keine richtig guten Sponsoren dafür findet, um eventuell auch mal eine TV Übertragung zu realisieren. Dennoch sind Events wie der Kini oder die Freestyle Battles ein guter Weg, die Szene für jeden zu öffnen und das Wettkampf-Feeling an den heimischen See zu holen.

SaC: Neben dem Speed Kini hast du die letzten Jahre auch sehr erfolgreich die Black Academy initiiert und organisiert? Was für Ideen schweben dir noch so vor? Vielleicht mal eine Fun-Regatta im Stand-By-Modus?

TU: Auf jeden Fall wird es wieder die Black Academy geben. Eine Regatta wäre toll, hatte ich ja am Walchensee auch schon einmal organisiert. Aber dafür ist der Aufwand einfach viel zu hoch.

SaC: Was wünscht du dir für den Kini für die nächsten Jahre?

TU: Einfach, dass es weiter so vielen Leuten Spaß macht. Du glaubst gar nicht wie happy es einen macht, vor allem auch unsere Junioren zu sehen und zu wissen, dass unser Sport in guten Händen ist.

 

Wir von SURFANDCLIMB drücken genau dafür Tobi und seinem Kini natürlich ganz fest die Daumen. Auch in Zukunft werden wir immer wieder über den Kini berichten und wer weiß: Vielleicht gibt es eines Tages auch einen Erfahrungsbericht von uns aus erster Hand! 😉