Aufmerksame Leser werden noch wissen, dass ich zu Ostern Livorno und die Fähren nach Sardinien links liegen ließ und weiter Richtung Sizilien fuhr. Ganz ignorieren konnte ich die große Insel südlich von Korsika aber nicht und so ging es nun im Spätherbst 2016 für zwei Wochen nach Sardinien.
Stefan hatte anscheinend von Sardinien auch noch nicht genug und so packte auch er Kind und Kegel in sein geliehenes Wohnmobil und tuckerte Richtung Sardinien. Die bayrische Achse war also fast wieder vollständig unterwegs.
Während über Deutschland die erste Kältewelle des herannahenden Winters hinwegrollte, genossen wir bestes Wetter bei teilweise 26° Grad Celsius. Leider spielte der Wind anfangs überhaupt nicht mit und so warteten Stefan und ich ungeduldig auf den berühmten Maestrale, den stürmischen Westwind. Dies hieß jedoch auch, dass sich seinen Kids und einer mitreisenden Kommilitonin perfekte Anfänger- und Aufsteigerbedingungen boten.
Doch aller Nächstenliebe zum Trotz wünschten wir uns sehnlichst eine ordentliche Forecast mit viel Wind und Welle herbei. Da beides jedoch auf sich warten ließ, besuchte ich meine liebste Flecken wieder und erkundete diese auf ein Neues. So schaffte ich es endlich auch mal, in der kleinen beschaulichen Bucht am Capo Testa, der Cala Spinosa, schnorcheln zu gehen. In kristallklarem Wasser tummelten sich Fische, Seeigel, Quallen und Seesterne. Von wegen man muss in die Karibik reisen…das Mittelmeer kann mindestens genau so viel.
Doch genug der Urlaubsruhe, Wind aus West kündigte sich an und um Wellen zu erwischen, setzte sich der bayrische Tross in Bewegung und fuhr Richtung La Ciaccia. Direkt am Spot übernachteten wir, um am nächsten Morgen die ersten Wellen zu erwischen. Soweit zumindest der Plan, denn leider kamen entgegen der Vorhersage weder Wind noch Wellen.
70 Kilometer weiter in Porto Pollo, also genau woher wir kamen, pfiff zumindest ein surfbarer Wind. Also Kommando zurück und so auf der Buckelpiste von Porto Pollo noch etwas Spaß gehabt.
Bisher mit wenig Wind und keinen Wellen gesegnet, neigte sich die erste Woche dem Ende zu und Stefans Heimreise stand kurz bevor. Doch es kündigte sich ein Wetterwechsel mit bis zu 30 Knoten aus Südwest an und so hoffte Stefan doch noch in den Genuss feinster sardischer Wellen zu kommen.
Früh standen wir an seinem letzten Tag auf, um jeden der 30 Knoten zu erwischen und fuhren nach Rena Majore und wurden von einer atemberaubenden Kulisse – Sonnenschein und blauer Himmel – begrüßt. Für den Ottonormal-Urlauber wunderschön, legte sich ein dunkler Schatten über Stefan und mein Gesicht. Von den 30 vorhergesagten Knoten kamen gerade einmal vier oder fünf an. Surfbarer Wind oder gar Wellen: Fehlanzeige!
Als Windsurfer ist man Warten gewohnt und so vertrieben wir uns so die Zeit und merkten, wie sich ein dunkles Windband vom Horizont her näherte. Endlich schoben sich die ersten Schaumkronen in die Bucht und ich wollte noch auf die ersten Wellen warten. Dem Warten überdrüssig, kraxelte Stefan auf sein Wohnmobil und holte sich sein Windsurfequipment. Kaum berührte sein Board den Boden, verabschiedete sich der Wind und bald hatten wir wieder eine spiegelglatte Bucht.
Maßlos enttäuscht machte sich Stefan auf den Heimweg, während ich auf den nächsten Tag hoffte, der sogar noch etwas mehr Wind und mehr Wellen versprach. Abends legte der Wind auch ordentlich zu und machte Lust auf mehr. Wieder in Rena Majore wurde ich endlich von Wellen begrüßt doch auch an diesem Tag verabschiedete sich der Wind zusehends. Frustriert bis unters Dach musste ich auch diesen Tag trotz grandioser Vorhersage abschreiben. Urlaub für einen Windsurfer sieht anders aus….
Ob ich in den kommenden Tagen doch noch ausreichend aufs Wasser gekommen bin, erfahrt ihr im nächsten Teil.