Sup im Winter – Auch im Winter sicher Paddeln

Manche Paddler wollen nicht nur im Sommer auf das Wasser sondern auch mit dem SUP im Winter Spaß haben. Dies ist auch verständlich, hat das Stand Up Paddling im Winter doch seinen ganz eigenen Reiz: Ufer und Bäume sind vom Schnee gezeichnet, das Wasser bekommt eine ganz eigene Färbung und oftmals kann man eine Ruhe genießen, wenn man mit dem SUP im Winter seine Bahnen zieht, die im Sommer unvorstellbar wäre.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Darum versuchen immer mehr Paddler, die Saison maximal zu verlängern oder sogar das komplette Jahr hinweg durchzupaddeln. So schön das sein mag, so gefährlich kann es auch schnell werden, wenn mansich mit dem SUP im Winter leichtsinnig oder hirnlos aufs Wasser wagt.

Damit auch ihr im Winter sicher und warm stand up paddeln gehen könnt, werde ich im Folgenden die Gefahren beim Winter SUPen ausführlich erklären und anschließend aufzeigen, wie man sich ausreichend davor schützen kann.

Die Gefahren beim SUP im Winter:

Die Hauptgefahr im Winter ist, welch Überraschung, Unterkühlung. Was im ersten Moment harmlos klingt, kann leicht lebensbedrohlich werden, vor allem im Wasser. Die niedrigen Wassertemperaturen und die restlichen äußeren Bedingungen sorgen beim SUPen im Winter für ein rapides Auskühlen des Körpers, was letztlich zur Handlungsunfähigkeit, dann zur Bewusstlosigkeit und dann im schlimmsten Fall bis zum Tod führen kann. Aber warum eigentlich?

Faktor 1: Der Windchill

Chillen wird heutzutage ja eher mit entspannen und gammeln verbunden, wörtlich übersetzt heißt es aber „kühlen“ und genau dies ist damit gemeint. Je stärker der Wind, desto niedriger ist die gefühlte Temperatur. Doch nicht nur die Temperatur fühlt sich viel kälter an, der Körper kühlt auch schneller aus, als es bei der eigentlichen Temperatur und Windstille der Fall wäre.

Starker Wind wirbelt das warme, körpernahe Luftpolster auf und erhöht zudem die Verdunstungsrate auf der Hautoberfläche. Dies führt zu einer niedriger empfundenen Temperatur und einer schnelleren Auskühlung des Körpers. Nun versucht man mit dem SUP im Winter, oder auch beim Stand Up Paddling im Allgemeinen, starke Winde zu vermeiden. Doch Windchill ist auch bei niedrigen Windgeschwindigkeiten nicht zu unterschätzen. Nehmen wir an ihr geht bei 0° Celsius Außentemperatur paddeln und auf dem See weht der Wind mit leichten 10 km/h (Windstärke 2). Selbst in diesem Fall sorgt der Windchill für eine gefühlte Temperatur von fast -4° Celsius. Mit kostenlosen Windchill-Rechnern könnt ihr euch dies selbst einmal verdeutlichen und euch ausrechnen, welchem Windchill ihr euch aussetzt, wenn ihr mit dem SUP im Winter aufs Wasser geht.

Faktor 2: Wasser

Wasser ist für Chemiker dank verschiedenster einzigartiger Eigenschaften ein besonderer Stoff. Besonders ist auch seine hohe Wärmespeicherfähigkeit. Das klingt im ersten Moment positiv, bedeutet aber auch, dass Wasser dem Körper Wärme entzieht und so bis zu 25 mal stärker zur Auskühlung beiträgt als Luft. Nun wird man beim Stand Up Paddeln im Winter hoffentlich nicht nass, fällt man jedoch doch hinein, verstärken sich Faktoren wie der Windchill enorm und es kann so schneller zu einer Unterkühlung kommen.

Faktor 3: Der Mensch

Der Körper des Menschen hat einige gut durchdachte Schutzfunktionen, um den Kreislauf solange wie möglich am Laufen zu halten. Das funktioniert natürlich auch, wenn der Körper über seine Grenzen hinaus unterkühlt und die Körperkerntemperatur droht, auf ein zu niedriges Niveau abzufallen. Zwei der wichtigsten Schutzmechanismen sind die vermehrte Wärmeproduktion des Körpers und die sogenannte Zentralisation.

Vermehrte Wärmeproduktion kennt jeder: Zittern. Durch vermehrte Muskelkontraktion wird mehr Energie verbraucht und die Körpertemperatur kann gehalten oder sogar wieder erhöht werden. Da wir uns beim SUP im Winter körperlich betätigen, verbrauchen wir Energie und der Körper produziert Wärme. Ist jedoch die Wärmeproduktion über lange Zeit geringer als die Wärmeabgabe, kann ein Absinken der Körpertemperatur und ein Auskühlen nicht verhindert werden. Somit wäre es ein fataler Trugschluss anzunehmen, man kühle per se nicht aus, weil man sich beim Stand Up Paddling im Winter ausreichend sportlich bewegt.

Zeigt die vermehrte Produktion von Eigenwärme keine Wirkung oder ist die Abkühlung schon zu weit fortgeschritten, zentralisiert der Körper. Dies bedeutet, dass Extremitäten nur noch unzureichend mit Blut versorgt werden und das warme Blut zum Erhalt der Körperkerntemperatur im Torso zurückgehalten wird. Dies hat zur Folge, dass Gliedmaßen nur noch schwer zu bewegen sind und auch ein Großteil der üblichen Kraft fehlt. Dies kann beim natürlich fatale Folgen haben.

Konsequenz : Unterkühlung

Eins vorweg: Auf übliche Ausprägungen wie kalte Finger oder ähnliches, die auch schon bei gemäßigten Temperaturen auftreten können, gehe ich in diesem Artikel nicht ein!

Während Erfrierungen lokal begrenzt sind und keine oder nur geringe Auswirkungen auf die Körperkerntemperatur haben, führt eine Unterkühlung zu einer Abkühlung des gesamten Körpers und somit zu einem Absinken der Körperkerntemperatur. Je nachdem wie stark die Körpertemperatur absinkt, kann dies unterschiedlich schwerwiegende Folgen haben:

Körperkerntemperatur Symptome
35-32° CelsiusMuskelzittern, meist noch bewusstseinsklar; nach längerer Zeit Herzrasen und Beeinträchtigung des Urteilsvermögens
32-28° CelsiusBewusstseinseintrübung, kein Muskelzittern mehr, Gefühl der Hitze
Unter 28° CelsiusBewusstlosigkeit, Atemstillstand

Die dargestellten Symptome stellen natürlich keine abschließende Liste dar, sollen euch aber als Anhaltspunkte für eine beginnende, oder schon eingetretene, Unterkühlung dienen. Bemerkt man eines oder mehrere dieser Symptome, heißt es, das Wasser schnellstmöglich zu verlassen und sich aufzuwärmen.

Weitere Gefahren beim SUP im Winter:

Als wäre eine Unterkühlung nicht schon gefährlich genug, lauern beim SUP im Winter leider noch weitere Gefahren, die zusammen mit einer Unterkühlung, aber auch unabhängig davon, auftreten können.

Der Kälteschock

Während sich eine Unterkühlung relativ langsam entwickelt, ist der Kälteschock ein plötzlich auftretendes Phänomen bei schnellem Eintauchen in kaltes Wasser. Je größer der Temperaturunterschied zwischen Körpertemperatur und Wassertemperatur, desto wahrscheinlicher wird der Kälteschock. Vor allem wenn auch der Kopf plötzlich in kaltes Wasser getaucht wird, droht ein Kälteschock.

Instabilitäten oder Spielereien sind natürlich der perfekte Auslöser für ein plötzliches und unkontrolliertes Eintauchen in das kalte Wasser im Winter. Aber was ist daran so gefährlich?

Neben einer plötzlich erhöhten Herzfrequenz und möglichen Hyperventilation ist der sogenannte Ebbecke-Reflex die größte Gefahr. Wird dabei das Gesicht durch kaltes Wasser gereizt, kann es zu einem unkontrollierten und intensiven Einatem-Reflex kommen. Geschieht dies unter Wasser, atmet man Wasser in die Lunge, was zum Ertrinken führen kann.

Eine geringe Nutzzeit

Nutzzeit ist diejenige Zeit, in der man aktiv und kontrolliert zu seiner Rettung beitragen kann, sprich greifen, schwimmen, kontrolliert atmen etc. Überschreitet man diese Nutzzeit, werden kontrollierte Bewegungen kaum mehr möglich sein, bis man letztendlich komplett auf Hilfe von außen angewiesen ist.

Eine Faustformel geht davon aus, dass die Nutzzeit im kalten Wasser der Temperatur in Grad Celsius entspricht. Dies bedeutet, dass man in 3 Grad kaltem Wasser von einer Nutzzeit von um die 3 Minuten ausgehen kann. Natürlich lässt sich diese Nutzzeit mit entsprechenden Neopren- oder gar Trockenanzügen verlängern, jedoch nicht beliebig lange.

Sollte man also gezwungen sein, längere Strecken zu schwimmen, kann dies schnell zu einer Gefahr werden, da eine Unterkühlung droht und man sich irgendwann nicht mehr eigenständig retten kann.

Die Schutzmaßnahmen

Zu wissen, was einem drohen kann, ist das Wichtigste, um Gefahren richtig einschätzen zu können und um geeignete Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Im Folgenden ich hier einige Maßnahmen vor, mit denen ihr euch leicht und wirkungsvoll gegen die oben genannten Gefahren wappnen könnt. Sparfüchsen sei gesagt, dass fast alle Schutzmöglichkeiten überhaupt kein Geld kosten, jedoch entscheidend dazu beitragen können, dass eine Winter-Surf-Session nicht eure letzte war.

Eins muss jedoch noch gesagt werden: Es gibt keine 100%ige Sicherheit!!! Mit Beachtung aller Gegenmaßnahmen kann man zwar das Risiko deutlich minimieren, ein Restrisiko bleibt aber immer bestehen. Dem muss sich jeder Paddler bewusst sein, wenn er sich mit dem SUP im Winter aufs Wasser wagt.

Schätze dein Können richtig ein!

Einer der wichtigsten Grundsätze! Gehe niemals in Bedingungen aufs Wasser, die dein Können deutlich übersteigen. Sprich: der Winter ist wahrlich nicht die Jahreszeit um mit dem Paddeln anzufangen und steht ihr noch instabil auf eurem neuen Racehobel und fallt regelmäßig ins Wasser, solltet ihr auf wärmes Wetter warten oder auf ein kippstabilieres Board zurückgreifen.

Hör auf deinen Körper!

Dein Körper ist der wichtigste Signalgeber, auf den du hören musst. Ist dir permanent kalt oder treten sogar schon erste Symptome einer beginnenden Unterkühlung auf, heißt es, die Session umgehend zu beenden. Sich einzureden, dass es schon noch geht, kann der schlimmste und vielleicht letzte Trugschluss eures Lebens sein.

Gib deinem Körper die Energiereserven, die er braucht!

Stand Up Paddling ist anstrengend, doch SUP im Winter ist richtig anstrengend! Der Körper muss nicht nur die nötige Energie bereitstellen, damit du paddeln kannst, sondern auch, um die Körpertemperatur erhalten zu können. Darum gehe niemals durstig oder hungrig aufs Wasser und mache regelmäßige Ess- und Trinkpausen.

Bist du eh nicht zu 100% fit, kuriere dich lieber aus und warte auf den nächsten Sturm. Angeschlagen kann es sein, dass die Leistung des Körpers schlagartig absackt und du nicht mehr die nötige Kraft aufwenden kannst, um sicher zu paddeln.

Paddle im Winter niemals alleine!

Gehe im Winter niemals alleine stand up paddeln. Bist du mit anderen SUPern auf dem Wasser, kann man leicht aufeinander achten. So kann im Notfall schnell Hilfe geleistet werden und selbst wenn man nicht direkt helfen kann, kann man schnell einen Notruf absetzen und so eine Rettung veranlassen.

Bist du jedoch alleine, bleibst du in einer kritischen Situation im schlimmsten Fall unbemerkt und ohne Hilfe.

Suche dir einen geeigneten Spot!

Der Winter ist sicherlich nicht die beste Jahreszeit für eine Bodensee-Durchquerung. Was ich damit sagen will: Suche dir Spots, an denen du immer ein Ufer in Nähe hast oder steuere dein SUP im Winter immer in Ufernähe, um auch im Notfall schnell das sichere Land zu erreichen, ehe dich das kalte Wasser handlungsunfähig macht.

Hole dir die richtige Ausrüstung um mit dem SUP im Winter aufs Wasser zu gehen!

SUP im Winter
Quelle: SUPSKIN

Das einzige, was euch richtig Geld kosten kann, wer im mit dem SUP im Winter aufs Wasser will, kommt daran nicht vorbei: einen Trockenanzug.

Dadurch dass Trockenanzüge, wie der Name schon sagt, kein Wasser an den Körper lassen, kühlt dieser deutlich langsamer aus. Die Möglichkeit, darunter auch noch Thermowäsche zu tragen, erhöht die Wärmeisolierung gleich ungemein. Zwar kosten gute Trockenanzüge ab 600€ aufwärts, den Luxus solltet ihr euch aber auf jeden Fall gönnen, wenn ihr im Winter paddeln gehen wollt.

Besorge dir eine Auftriebshilfe und eine Leash!

Dieser Hinweis hat eigentlich jahreszeitunabhängig seine Gültigkeit: Viele Paddler unterschätzen nach wie vor, wie schnell ein Board von einer Böe weggetrieben werden kann, wenn man im Wasser liegt. Trage deshalb immer eine Leash und eine Auftriebshilfe. ist dir eine Weste zu „unsexy“, dann trage immer zumindest eine Resttube bei dir!

Abschließend kann man also sagen, dass beim SUP im Winter zwar zahlreiche Gefahren lauern, man diese aber mit vielen, teils wenig aufwändigen Maßnahmen gut reduzieren kann. Aber nochmals: Egal, wie gut ihr all diese Ratschläge befolgt oder wie dick ihr euch einpackt….ein Restrisiko bleibt immer bestehen.

Die Gefahren und Gegenmaßnahmen haben wir sorgfältig recherchiert und mit eigenem Wissen ergänzt, eine Garantie auf Vollständigkeit und Richtigkeit gibt es jedoch nicht. Letztendlich seid ihr immer selbst für euer Leben verantwortlich.