Viel Wind, Sturm, viel Wind, Sturm, Sturm, viel Wind, Wind, viel Wind, Sturm und viel Wind! So könnte man die ersten zehn Tage in Dänemark kurz und knapp zusammenfassen. Für alle, die es gerne etwas ausführlicher möchten:
Schon am Tag der Ankunft zogen die ersten Ausläufer eines monströsen Tiefdruckgebiets über Nordjütland hinweg und bescherten bei Westwind ideale Bedingungen, um sich einzufahren. So ergab sich nach 14stündiger Fahrt und einem Zwischenstopp bei meinen Sponsoren von Liquid Sports eine nette Abendsession in Klitmøller. Bei Westwind bildeten sich schnell hohe und steile Rampen und zusammen mit der vergleichsweise warmen Nordsee und den letzten Sonnenstrahlen des Tages ergab sich ein genialer erster Tag! Da Stefan erst am nächsten Tag ankommen sollte, parkte ich meinen Bus direkt am Strand und genoss den Abend mit Blick auf die Wellen direkt vom Bett aus. Definitiv besser als jeder Fernsehabend!
Am nächsten Morgen ging es schon in aller Früh in Richtung Hanstholm. Vom Strand aus wirkten die Wellen ziemlich lächerlich und nach der bombastischen Vorhersage war ich doch leicht enttäuscht. Dieser Eindruck sollte sich jedoch schnell ändern, als ich als einer der Ersten mein Segel aufriggte und mich in die Fluten stürzte. Steile Wellenkämme begrüßten mich und erlaubten einige geile Wellenritte und hohe Sprünge. Der Wind und somit auch die Wellenhöhe nahmen kontinuierlich zu und kurz nachdem auch Stefan endlich angekommen war, musste ich auf mein kleinstes Segel wechseln. Mit 3.6 Quadratmetern bei stürmischer See unterwegs zu sein, ist schon etwas ganz Besonderes. Während ich mich tags zuvor entspannt einfahren konnte, musste sich Stefan sofort dem Sturm stellen. Einfahrtaugliche Bedingungen sehen anders aus!
Erschöpft und ausgepowert zogen wir abends in unser Feriendomizil ein und luden unsere Akkus mit 1.5 Kilo frischem Seelachs wieder auf. Dies sollte auch dringend nötig sein, kündigte sich doch für die nächsten Tage noch mehr Wind an.
Nach einer knackigen Abendsession am nächsten Tag begrüßte uns Klitmøller am darauffolgenden Tag mit wirklich stürmischen Bedingungen. Bis zu 45 Knoten (knapp 100km/h) Windgeschwindigkeit und über 5 Meter Wellenhöhe sollten an diesem Tag noch gemessen werden. Schon in der Früh ging es für Stefan und mich aufs Wasser. Obwohl ganz Klitmøller mit Surfern überhäuft war, trauten sich nur vier weitere mit uns in die kochende See. Teils masthohe Wellen (ca. 4 Meter) empfingen uns und in den Wellentälern schien es, als würde die gesamte Welt verschluckt werden. Der Strand und der Horizont verschwanden hinter den Wellenbergen und man war allein von brodelnder See umzingelt. Aus kleinen Sprüngen wurden meterhohe Sätze und Wellenabreiten wurde zu einem Abenteuer.
Merkt man, dass sich eine große Welle bildet, fährt man mit dem Brett direkt davor. Zuerst wird man sehr viel schneller und fährt dabei die steile Vorderseite der Welle nach unten. Von hinten hört man das erste Grollen, doch konzentriert man sich an diesem Punkt nur auf das Wasser vor einem. Am tiefsten Punkt kantet man bei Vollspeed das Brett an und fährt Auge in Auge wieder auf die Welle zu. Erst jetzt sieht man in vollem Ausmaß, was für ein Monster man erwischt hat. Abertausende Liter brechendes Weißwasser rasen einem entgegen und die Welle rollt grollend und fauchend auf einen zu, als würde sie einen verscheuen wollen. Wieder auf der Welle kantet man wieder um, lässt sich von der Welle nach vorne schmeißen und das Spiel beginnt von vorne.
Manchmal gewinnt man dieses Spiel und kann der Welle alles abverlangen. Doch ab und an verliert man auch und wird von der Welle verschlungen. Sofort wird es komplett schwarz, man wird wild herumgewirbelt, verliert jegliche Orientierung und versucht sich krampfhaft an seinem Material festzuhalten. Sekunden kommen einem wie eine Ewigkeit vor, ehe man nach geraumer Zeit wieder von der Welle ausgespuckt wird.
Durchatmen und das Spiel beginnt von vorne!
Bei solchen Bedingungen ist man schnell ausgepowert und dann kann es gefährlich werden! So war dieser Surftag kurz aber mehr als genial!
Mit Muskelkater am ganzen Körper versuchten wir uns zu erholen und hofften bei Blick auf die Windvorhersage schon fast auf einen windfreien Tag. Doch diese kleine Hoffnung erstarb schnell. Auch für die nächsten Tage sollte das Tiefdruckgebiet bombastische Bedingungen liefern und auf ein Neues stellten wir uns der tosenden See; diesmal in Hanstholm.
Wie dieser und die folgenden Tage ausgingen, was unsere Körper zu der Dauerbelastung sagten und ob wir irgendwann auch die verdiente Verschnaufpause bekamen, lest ihr im zweiten und letzten Teil! Bleibt gespannt!