Das nenn ich mal eine Bescherung nach meinem Geschmack!!!
Während die einen über das warme Wetter und den Föhn an Weihnachten meckerten, war es für uns Münchner Windsurfer das geilste Geschenk, denn ein Föhn dieser Stärke hieß Sturm am Kochelsee….und das auch noch pünktlich zu Weihnachten.
Also galt es, an Weihnachten zu einer ganz und gar unbesinnlichen Zeit aufzustehen und Richtung Süden zu fahren. Schon von München aus waren die Berge in der Morgenröte dank Föhn deutlich zu erkennen und so kam die Gewissheit, dass dies ein großartiger Tag werden würde.
Je näher ich den Bergen kam, desto höher kletterte die Temperatur und zerrissene Wolkenbänder zeugten von wirklich starkem Föhn. Doch von Wind oder gar Sturm war weit und breit nichts zu sehen.
Würde ich nicht schon seit Jahren an den Kochelsee fahren, wäre ich wahrscheinlich mit Sorgenfalten weitergefahren oder sogar umgekehrt, aber so wusste ich, dass es keinerlei Grund für Sorgenfalten gibt, denn Föhnsturm am Kochelsee ist ein Phänomen:
Schiebt sich der Föhn aus dem Süden über die Alpen, fällt er am Herzogstand und am Jochberg rasant ab und schiebt sich mit enormer Geschwindigkeit über den Kochelsee. Dies führt dazu, dass man am Kochelsee teilweise 10 bis 12 Windstärken hat, während sich schon zwei Kilometer weiter kaum mehr ein Blatt bewegt und in München erst recht nichts von einem Föhnsturm zu spüren ist.
Am See angekommen hatte man den Eindruck, dass jeder Münchner Surfer diesen besonderen Surf-Tag unbedingt mitnehmen wollte und so erlebte ich den Kochelsee voll wie nie, obwohl der extrem starke Wind jedem das Maximum abverlangte und der ein oder andere an seine körperlichen und gesundheitlichen Grenzen gelangte.
Stefan ließ auch nicht lange auf sich warten und das kleinste Segel (vier Quadratmeter) war schnell aufgeriggt. Rein in den Neo, Haube auf und Neopren-Schuhe an und ab ging die Post.
Gerade erst im Gleiten merkte ich, dass dieser Tag uns wirklich alles abverlangen würde. Der extrem starke Wind riss an meinem für diese Bedingungen viel zu großen Segel und das Board flog regelrecht über das kabbelige Wasser. Jeder Sprung artete in einen Flug aus und an große Tricksereien war, zumindest für mich, nicht mehr zu denken.
Nach knapp 1 1/2 Stunden kämpfen und fliegen war es für mich Zeit, die Segel zu streichen. Der Wind nahm noch weiter zu und ein kontrolliertes Surfen wäre für mich mit meinem Material nicht mehr möglich gewesen. So ging es vielen Surfern, die dann zurück ans Ufer kamen, aber wirklich jeder hatte ein fettes Grinsen im Gesicht!
Stefan wollte es noch einmal wissen und so verlegte ich mich auf das Fotografieren. Das schien der Wind zu bemerken und legte nochmals einen Zahn zu. Ruhige unverwackelte Bilder in dieser Situation? Fehlanzeige!!!
Doch auch wenn man nicht ewig auf dem Wasser sein konnte oder während dem Surfen Kontrolle nur noch ein Fremdwort war, war es für mich der perfekte Surftag und die perfekte Bescherung. Denn solche Bedingungen an Weihnachten hat man auch nicht jedes Jahr. Genau genommen war es sogar mein allererster Surftag am 24.12. und einer, den ich so schnell bestimmt nicht vergessen werde.
Auf diesem Weg allen Lesern nochmals ruhige und besinnliche Weihnachtsfeiertage!!!