Nachdem ich wegen einer Verletzung nun eine gefühlte Ewigkeit flach lag, kann ich endlich wieder lange genug sitzen, um einen Artikel zu schreiben. Und dies nutze ich natürlich gleich für einen Testbericht, der mir sehr am Herzen liegt.
Jahrelang habe ich die SUPer belächelt und nach einer ziemlich faden SUP-Erfahrung auf Karpathos den Sport keines Blickes mehr gewürdigt.
Dies änderte sich, als ich die letzten Jahre in Klitmöller bei Flaute die ganzen SUPer die Wellen abreiten sah, während ich mit meinem Windsurf-Equipment auf den notwendigen Wind warten musste. Da ich meine Zeit auf dem Wasser auch drastisch verlängern wollte, kam ich um ein SUP nicht mehr rum und schon kurze Zeit später lag das Fanatic Fly Air Premium Allround 10’8“ bei mir im Wohnzimmer.
Da ich dem SUPen nach wie vor sehr kritisch gegenüberstand, nahm ich das Board äußerst genau unter die Lupe, um irgendwelche Schwachpunkte zu finden, die meine Meinung bestätigen sollten. Ob ich welche fand, erfahrt ihr in einem der ausführlichsten Testberichte auf SURFANDCLIMB.
Eins vorweg: Was ist SUPen?
SUP bedeutet Stand Up Paddeling, also Stehpaddeln. Ursprünglich von polynesischen Fischern zur Fortbewegung benutzt, mauserte sich daraus ein Surf- und Fitnesstrend, der von Hawaii, dem Epizentrum des Surfens, zu uns nach Europa und Deutschland schwappte. Mittlerweile sieht man selbst die deutsche Nationalmannschaft oder Boxer wie Vitali Klitschko über das Wasser paddeln.
Die Boardwahl:
Ganz am Anfang stand die Boardwahl. Mittlerweile hat sich das SUPen zu einem riesigen Markt entwickelt und dementsprechend vielfältig sind die Angebote an Boards und Paddeln. Neben reinrassigen Waveboards mit wenig Litern gibt es auch noch Raceboards und Touringboards für entspannte Sessions. Dabei unterteilt sich der Markt noch einmal in Hardbody-Boards und Inflatables, also aufblasbare Boards.
Bevor ich mich für ein Board entschied, stellte ich mir ein paar Kriterien zusammen, die das Board erfüllen sollte:
- Welleneignung
- ausreichend Auftrieb für entspannte Flachwasser-Touren
- Aufblasbar, da mein Bus schon mit Windsurf-Equipment extrem voll ist
So entschied ich mich für das Fanatic Fly Air Premium Allround 10’8“. Damit hatte ich genug Auftrieb für entspannte Flachwasser-Touren, aber gleichzeitig auch die richtige Welleneignung für kleine, weniger steile Wellen. On-Top gibt es bei diesem Brett ein Mastfuß-Insert, so dass das Board auch mal zum Üben für Windsurf-Anfänger oder die ein oder andere Leichtwind-Session herhalten kann. Aufblasbar ist es außerdem und erfüllte so alle meine Voraussetzungen.
Wie sich das Board im Praxistest geschlagen hat, erfahrt ihr nun:
Die Eckdaten des Fanatic Fly Air Premium Allround:
- Preis: 979€
- Länge: 325cm
- Breite: 86,4cm
- Dicke: 14cm
- Volumen: 245l
- Mastfußeinsatz
- 2 feste Side-Fins, eine abnehmbare Center-Fin
Der Transport:
In den Produktvideos schaut der Transport der zusammengerollten Fanatic Fly Air Premium Allround Boards in dem mitgelieferten Transportrucksack spielend leicht aus. Beim längeren Tragen dann die erste leichte Ernüchterung: Das SUP wirkt unangenehm schwer und der Transportrucksack verfügt zwar über bequeme Trageriemen, doch am Rücken fehlen ausreichend Verstärkungen für eine bequeme und ergonomische Tragehaltung, was letztendlich das Gewicht so schwer erscheinen lässt. Dadurch werden lange Touren zu einer kleinen Tortur. Aber in der Regel konnte ich mit meinem Bus immer ausreichend nah an die Spots fahren, so dass ich lange Strecken zum Tragen vermeiden konnte.
Update 20.10: Nach Rücksprache mit Fanatic wurde mir für den Test zwar das neue 2015er-Modell zur Verfügung gestellt, jedoch in einem 2014er-Rücksack. Mir wurde versichert, dass beim 2015er-Rücksack die genannten Schwachpunkte überarbeitet wurden.
Das Aufpumpen:
Die Premiumvariante kommt mit einer hauseigenen Doppelhubpumpe von Fanatic. Trotzdem beschleicht einen bei einer Länge von 3,25m, 245 Volumenlitern und einem empfohlenen Druck von knapp 22psi (1,5bar) das Gefühl, vermutlich nie fertig zu werden.
Doch beim ersten Aufpumpen gab es schon die erste Überraschung. Die Doppelhubpumpe arbeitet super und nach circa fünf Minuten Netto-Pump-Zeit war das Fanatic Fly Air Premium Allround vollständig aufgepumpt. Ich schreibe extra netto, da das Pumpen ab Werten über 15psi deutlich anstrengender wird und so die ein oder andere Pause fällig wird. Aber auch mit Pausen war ich nie länger als 7 Minuten beschäftigt.
Das Pump-Ergebnis:
Das Fanatic Fly Air Premium Allround verträgt knapp 10psi mehr als die Standard-Variante. Und das merkt man. Mit 22psi ist das Board knüppelhart und wenn man es nicht wüsste, könnte man meinen, das Board sei gar kein aufblasbares Modell.
Die Touren-Tauglichkeit:
Bevor es nach Dänemark ging, stand der erste Praxistest an der Münchner Ruderregatta-Strecke an, um die Flachwassereignung des Fanatic Fly Air Premium Allround zu testen. Bei strahlendem Sonnenschein zogen wir unsere Bahnen und das gesamte Testteam war begeistert.
Das Board wirkt auch im Wasser sehr hart und man hat in keinster Weise das Gefühl, auf einer Gummiwurst unterwegs zu sein. Dabei kommt das Brett schnell auf Touren und lässt sich leicht steuern und kontrollieren. Somit eignet sich das Brett auch ideal für Anfänger. Ungeplante Abgänge hatten wir an diesem Tag zumindest nicht zu beklagen.
Entspannt ging es auf dem Board hin und her und die 245 Liter ermöglichen auch Touren zu zweit mit Leichtigkeit, ohne dass man mit einem extremen Mehraufwand paddeln müsste.
Inwieweit sich die Geschwindigkeit von anderen SUP-Boards unterscheidet, kann ich leider nicht beurteilen. Man hat aber zumindest nie das Gefühl, zu langsam unterwegs zu sein.
Das Fanatic Fly Air Premium Allround in der Welle:
Dafür habe ich mir das Fanatic Fly Air Premium Allround ursprünglich geholt: Für die Welle. Und so folgten in Dänemark ausführliche Praxistests.
Meine erste SUP-Erfahrung in der Welle machte ich in Hanstholm bei kniehohen, langsamen und wenig kraftvollen Wellen. Dabei kam mir die Länge des Fanatic Fly Air Premiums Allround sehr entgegen, denn in Longboard-Manier konnte ich das Maximum aus diesen Wellen rausholen und hatte einen extrem chilligen Tag.
Dabei ist das SUPen in der Welle deutlich anspruchsvoller als im Flachwasser, mit ausreichend Windsurferfahrung in der Welle aber auch kein Hexenwerk.
Die nächsten Tage ging ich öfters in der Welle SUPen und war erstaunt, wie schnell man auf dem Board ein Gefühl für die Wellen entwickelte. Allerdings machte mich das Brett auch mit seinen Grenzen bekannt. Bei größeren und steileren Wellen ist das Fanatic Fly Air Premium Allround einfach zu lang und hat zu wenig Scoop, so dass man leicht mit der Nose einspitzelt und ein Waschgang so vorprogrammiert ist.
Allerdings kann man von einem Allroundboard auch nicht erwarten zwei Meter Wellen in Profimanier abzureiten und bei Wellen bis ein Meter Höhe hatte ich kaum Probleme.
Entsprechende Longboard-Erfahrung würde einem hier deutlich entgegen kommen.
Die Windsurf-Option:
Das Fanatic Fly Air Premium Allround kommt außerdem mit einem Mastfuß-Insert, so dass man mit dem SUP auch Windsurfen gehen kann. Dies musste ich natürlich ebenfalls ausprobieren.
An einem Tag mit knapp drei Windstärken zog ich nach zwei Stunden SUPen noch mein 5,4er auf und wollte entspannt hin- und herdümpeln und so noch ein paar Wellen schnappen. Doch ehe es dazu kam, erlebte ich eine riesige Überraschung:
Das Fanatic Fly Air Premium verhält sich mit Segel oben drauf extrem spritzig und gibt mächtig Gas. Die Länge lässt das Board ziemlich schnell werden und es stellt sich in Boen sogar ein gleitähnliches Gefühl ein. Das hatte ich nicht erwartet. Dafür muss man jedoch gut mit Brett und Segel umgehen können und da Fußschlaufen fehlen, braucht es eine extrem gute Fußarbeit.
Daneben zieht das Board mit seinen drei Finnen erstaunlich gut Höhe und gleicht so die runden Rails aus, die durch das Gummi bedingt sind. Damit kann man entspannte Leichtwindsessions genießen oder genauso entspannt in kleinen Wellen surfen gehen.
Dabei spitzelt man auch bei größeren Wellen mit der Nose deutlich seltener ein als beim SUPen, da der Schwerpunkt automatisch weiter hinten liegt.
Auch für Anfänger dürfte das Board sicherlich ideal geeignet sein, um windsurfen zu lernen.
Mein Fazit zum Fanatic Fly Air Premium Allround:
Hat das Board meine negativen Erwartungen an das SUPen bestätigt oder konnte es mich überzeugen? Es ist ganz klar zweiteres!
Das SUPen in der Welle macht einfach mega Laune und ich konnte meine Zeit auf dem Wasser so deutlich steigern. Für kleine und kraftlose Wellen eindeutig das richtige Board.
Auch auf Flachwasser macht es Spaß, wenn man mit den richtigen Leuten unterwegs ist, allerdings werde ich mich damit wohl auf Dauer nicht so richtig anfreunden können.
Die Möglichkeit, das Board aufzublasen und zusammengerollt zu lagern, kommt mir sehr entgegen, doch der Transport könnte angenehmer sein. Ein weiterer Vorteil des aufblasbaren Boards ist die Widerstandsfähigkeit. Bei Stürzen auf das Board muss man keine Angst haben, das selbige weich zu treten, und auch die Nose kann man sich mit einem Segel nicht zerstören. Dabei wirkt das spezielle Gummi widerstandsfähig genug, um nicht wie billige Luftmatrazen beim ersten spitzen Gegenstand zu verplatzen.
Für das nächste Jahr werde ich mir ein Hardbody-Board nur für die Welle holen, um so auch größere und kraftvollere Wellen abreiten zu können. Denn dies ist mit dem Fanatic Fly Air Premium Allround auf Dauer vermutlich etwas zu anstrengend. Je kleiner man die Größe des Boards jedoch wählt, desto wellentauglicher dürfte das Board werden.
Für alle, die jedoch nur ab und zu mal in kleinen Wellen surfen, um sich so die Zeit bis zur nächsten Windsurfsession zu vertreiben, ist das Board eine echte Empfehlung. Auch Windsurfanfängern oder Tourenbegeisterten kann ich das Board nur wärmstens empfehlen. Lediglich die Tragetasche gehört meiner Meinung nach etwas überarbeitet.
So erscheint auch der Preis von annähernd 1000 Euro in meinen Augen gerechtfertigt.
Mehr Informationen zu dem Board bekommt ihr auf der Fanatic-Homepage.