Die Ruhe nach dem Sturm

Die ersten Tage im Norden Dänemarks waren schon sehr ergiebig und vielversprechend, doch die Forecast versprach immer noch einen Sturm mit bis zu 40 Knoten und Wellen bis teilweise fünf Metern.

Wir sind es aus den letzten Jahren schon gewohnt, dass angesagte Stürme von dem einen auf den anderen Tag wieder abgesagt werden, doch dieser schien sich wirklich konstant für mehrere Tage im Norden festsetzen zu wollen.

Schon vor dem großen Tag X gingen wir noch zu einer entspannten Abendsession in Hanstholm aufs Wasser und wurden schon nach kurzer Zeit beinahe weggeblasen. Der Sturm kam und er kam mit Macht.

Abends im Bett hörte man den Wind um das Haus rauschen und das Holzhaus knarzte teilweise bedenklich. Morgens wurde ich früh wach, öffnete die Tür und hörte das bedrohliche Grollen der Wellen, obwohl das Meer mehr als einen Kilometer entfernt war. Also schnappte ich mir die Kamera und spazierte in die Klitmøller-Bucht.

Dabei wurde ich schon beinahe umgeweht und ich ahnte, dass dieser Tag groß werden würde, vielleicht sogar zu groß für unser Material. (In Bayern braucht man selten Segel, die kleiner als 4,0 sind, und so hatten wir auch nichts Kleineres dabei!)

Als ich die Bucht dann sah, bestätigte sich meine Ahnung. Übermasthohe Monster rollten durch die Bucht und das Weißwasser bahnte sich meterhoch den Weg durch die See. Drei Mutige stellten sich den Brechern, doch die fiesen Waschgänge hielten alle anderen davon ab, aufs Wasser zu gehen.

Und weg war er!
Und weg war er!

Jetzt war klar: Stärkung war angesagt und ich aß so viel ich nur konnte, um zumindest den Hauch einer Chance zu haben, mein Segel in diesen Bedingungen zu halten. Auf dem Weg nach Hanstholm sahen wir kein Meer mehr, sondern nur noch weiße, kochende See. In Hanstholm versuchten wir dann mutig und mit einer gehörigen Portion Respekt mit 4,0 aufs Wasser zu kommen, während der Rest Segel um die 3,3 Quadratmetern aufriggte.

Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass ich nach einem Schlag rein und raus chancenlos aufgeben musste. Ich flog ohne jede Kontrolle auf die steilsten Wellenwände zu, die ich je gesehen hatte. So mussten wir diesen Tag leider streichen, aber der Blick auf die Forecast versprach für morgen 8 Knoten weniger und somit mit etwas Glück wenig genug, um mit 4,0 fahren zu können.

So kam es dann auch wirklich und wir konnten uns drei Stunden lang mit 4,0 austoben. Doch damit nicht genug: Auch die nächsten Tage brachten Wind und Wellen im Überfluss und so erlebten wir einige richtig fette Hanstholm-Tage.

Aber es kam, wie es kommen musste: Irgendwann war auch der schönste Sturm vorbei und es legte sich eine konstante Flaute über den Norden Dänemarks. Schon bald war klar, dass es das mit dem Windsurfen für diesen Urlaub gewesen war und so ging ich noch ein paar Mal mit meinem SUP aufs Wasser, ehe ich die Heimreise antrat.

Genau richtig, wie es sich herausstellte, denn Stefan verzweifelt im hohen Norden immer noch auf der Suche nach Wind. Halt durch du alter Haudegen! ;)