PWA Worldcup auf Gran Canaria – Zusammenfassung

Pozo ist normalerweise der Garant für Winde mit über 40 Knoten und logo- bis masthohe Wellen für radikale Waveaction. Dies bewies Pozo auf Gran Canaria auch in der Woche vor dem Worldcup.

Doch anscheinend hatte es dieses Jahr damit sein Pulver verschossen, denn pünktlich zum Saisonauftakt der diesjährigen PWA Worldtour zeigte sich der Spot von seiner zahmen Seite.

Rider: Ricardo Campello Credits: Carter/ pwaworldtour.com
Rider: Ricardo Campello
Credits: Carter/ pwaworldtour.com

Zwar war in der Regel ausreichend Wind mit im Spiel, doch die Wellen waren für einen Wave-Worldcup meistens nicht ausreichend und so führten die Organisatoren in den ersten Tagen nur die Trails und die Wettkämpfe der Junioren durch. Dies brachte den Judges  teilweise viel Kritik ein, wiel die Frage gestellt wurde, warum sie anstelle dessen nicht das Mainevent starteten.

Letztendlich kamen doch noch alle auf ihre Kosten, denn der allerletzte Eventtag lieferte endlich einigermaßen anständige Bedingungen und zumindest die Single Eliminations der Frauen und Männer konnten beendet werden.

Single Elimination der Frauen

Die tendenziell etwas leichteren Frauen hatten bei den Bedingungen einen kleinen Vorteil. So konnten sie beweisen, dass das Niveau der weiblichen Pros immer weiter steigt und sie ein ernstzunehmendes Wettkampfformat liefern können.

Vor allem die Moreno-Twins beherrschen die Szene nach wie vor nach Belieben und so war das Finale Schwester gegen Schwester nicht weiter überraschend. Dort setzte sich Daida Moreno gegen Iballa Moreno durch. Bei punktgleichem Wavescore brachte ein hoher Stalled Forward Daida den Sieg ein.

Eine Überraschung folgte dahinter auf dem dritten Platz: Die Deutsche Steffi Wahl setzte sich im kleinen Finale gegen Amanda Beenen durch und sicherte sich so seit langem mal wieder einen Podiumsplatz.

Single Elimination der Männer

Zwar lieferte Pozo auch am letzten Tag nicht die besten aller Bedingungen, doch an Spannung war der Wettkampf trotzdem kaum zu überbieten. Dies lag vor allem an Ricardo Campello und Jaeger Stone.

Überraschung Nr. 1: Ricardo Campello

Rider: Ricardo Campello Credits: Carter / pwaworldtour.com
Rider: Ricardo Campello
Credits: Carter / pwaworldtour.com

In meinem Favoriten-Check sagte ich über Ricardo, dass er einer der radikalsten Windsurfer sei und regelmäßig die Grenzen neu auslote. Mit seiner Performance beim Worldcup in Pozo bewies er dies eindrucksvoll.

Beim Training landete er nach einem missglückten Manöver mit dem rechten Fuß auf seiner Finne und zog sich einen heftigen Schnitt am Fuß zu.

Ricardo wurde sofort ins Krankenhaus gefahren und dort mit elf Stichen genäht. Doch noch am selben Tag fuhr er seinen ersten Heat und ballerte als ersten Move einen haushohen Double Forward raus.

Die Zuschauer und die anderen Fahrer rieben sich die Augen, doch Ricardo Campello schien motiviert wie nie. Entweder hatte er im Krankenhaus Doping anstatt Schmerzmittel bekommen oder sein Sponsorenwechsel spornte ihn noch mehr als sonst an.

Vermutlich war es eine Mischung aus beidem, auf jeden Fall wurde schnell klar, dass Ricardo Campello der Mann ist, den es auf dem Weg zum Sieg zu schlagen gilt.

Mit beeindruckender Performance nahm er der Reihe nach die Gegner auseinander und beendete im Viertelfinale sogar den Weg von Philip Köster.

Damit kommen wir zu Überraschung Nr. 2: Ein enttäuschender fünfter Platz für Philip Köster

Das hatte sich der Deutsch-Spanier sicherlich anders vorgestellt! Bei seinem Homeevent wollte sich Philip Köster den Sieg und somit die besten Titelchancen sichern. Doch an einem Ricardo Campello kam auch der zweimalige Weltmeister nicht vorbei.

Im direkten Heat schenkten sich beide nichts und feuerten haushohe Double Forwards, kranke Tabletop Forwards und Backloops ab und hatten am Ende die genau gleiche Punktzahl, doch Ricardos höherer Wavescore – eine unglaubliche 9.0 – gab letztendlich den Ausschlag für den gebürtigen Brasilianer.

Überraschung Nr. 3: Jaeger Stone
Erst seit dieser Tour wieder dabei lehrte der Australier Jaeger Stone einige Größen das Fürchten und kämpfte sich seinen Weg über die Trials in das Mainevent bis ins kleine Finale. So beendete er schon in der ersten Runde die Hoffnungen des Vizeweltmeisters Alex Mussolini und zeigte sich auch danach als Favoritenkiller. Erst im Halbfinale endete sein Weg am bis dato unschlagbaren Ricardo Campello.

Rider: Marcilio Browne Credits: Carter / pwaworldtour.com
Rider: Marcilio Browne
Credits: Carter / pwaworldtour.com

Neben Ricardo Campello und Jaeger Stone kämpften sich Victor Fernandez und Marcilio Browne fast unbemerkt ins Halbfinale. Nicht dass beide eine schlechte Leistung lieferten, doch etwas anderes hatte man von dem amtierenden Weltmeister Browne und dem Weltmeister von 2010 Fernandez auch nicht erwartet.

Im Halbfinale setzte sich Victor Fernandez dann mit einer soliden Leistung gegen Marcilio Browne durch und damit stand das Finale Fernandez vs. Campello fest.

Dort schienen der radikale Weg bis ins Finale und die Verletzung am Fuß erstmals ein Nachteil zu werden für Ricardo Campello. Er kämpfte hart und verbissen, konnte sich aber am Ende nicht gegen die großartige Leistung des Spaniers durchsetzen.

Rider: Victor Fernandez Credits: Carter / pwaworldtour.com
Rider: Victor Fernandez
Credits: Carter / pwaworldtour.com

Fernandez eröffnete den Heat mit einem soliden Double Forward und ließ kurz danach einen One-handed Backloop folgen. Campello hingegen hatte kein Glück und während Fernandez entspannt seinen Wavescore ausbauen konnte, suchte Campello verzweifelt nach den richtigen Rampen.

Doch Campello gab nicht auf und machte es dem Spanier noch einmal richtig schwer und am Ende trennten beide nur 0.3 Punkte. Victor Fernandez siegte, doch der zweite Platz von Ricardo Campello verdient allergrößten Respekt.

Mit dieser Leistung ist er eindeutig Titelkandidat!

Im kleinen Finale setzte sich der Weltmeister Marcilio Browne gegen Jager Stone durch und sicherte sich verdient den dritten Platz.

Die PWA-Tour bewies mit diesem Event, dass Windsurfen spannender und vor allem spekakulärer sein kann als alle anderen Sportarten. Auch bei nicht gerade idealen Bedingungen lieferten die Profis erstklassige Action. Davon könnt ihr euch auf der PWA-Homepage überzeugen.

Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Event auf Teneriffa und werde natürlich auch davon ausführlich berichten.