Red Bull Storm Chase: Cornwall

Was für ein Finale der Red Bull Storm Chase in Cornwall, U.K. Bei atomaren Bedingungen kämpften die vier verbliebenen Storm-Chaser Thomas Traversa, Marcilio Browne, Dany Bruch und Leon Jamaer um die Krone des ultimativen Storm-Chasers. Wer gewonnen hat und was auf dem Weg dorthin alles passiert ist, erfahrt ihr nun:

Nachdem sich in den letzten Wochen die Meldungen über die dritte Mission des RBSC in Cornwall überschlagen hatten, standen die vier Fahrer am gestrigen Samstag Auge in Auge mit dem Sturm und es war somit offiziell…die dritte und letzte Mission des Red Bull Storm Chase hatte begonnen.

Heat 1: Dany Bruch vs. Marcilio Browne

Red Bull Storm Chase
Credit: Simon Crowther/Red Bull Content Pool

Als Versuchskaninchen in wildesten Bedingungen mit über 60 Knoten und minütlich größer werdenden Wellen war beiden Fahrern die Anspannung förmlich anzusehen. Auch auf dem Wasser zeigten beide erst einmal großen Respekt vor den Naturgewalten und mussten sich zunächst an die Bedingungen mit mittlerweile 10 Meter Welle gewöhnen. Die Eingewöhnungsphase schien jedoch vorbei, als Marcilio Browne, aka Brawzinho, zu einem hohen Pushloop-into-Forward ansetzte und Dany Bruch gleichzeitig unbequeme Bekanntschaft mit dem Swell machte.

Anfangs beide mit 4,2-qm-Segeln unterwegs wechselten beide bald auf 3,7 qm. Die Bedingungen schienen also auch die hartgesottensten Stormrider wirklich zu fordern. Brawzinho schien mit den Bedingungen besser zurecht zu kommen und neben einem extrem hohen Backloop zeigte er auch sein Können beim Wellenabreiten.

Im Gegensatz dazu schienen sich alle Mächte dieser Welt gegen Dany Bruch verschworen zu haben. Und so ging der Heat zu Ende und Bruch sammelte, neben einem gebrochenen Board, nur wenig radikale Augenblicke.

Heat 2: Thomas Traversa vs. Leon Jamaer

Simon Crowther/Red Bull Content Pool
Credit: Simon Crowther/Red Bull Content Pool

Mit dem Vorteil auf ihrer Seite, sich den ersten Heat vom sicheren Land aus genau angesehen haben zu können, starteten der Kieler Jamaer und der Franzose Traversa sofort mit 110% in ihren Heat. Mit einem schönen Tweaked-Pushloop eröffnete Jamaer den zweiten Heat und setzte den Franzosen und Gewinner der zweiten Mission gehörig unter Druck. Dieser antwortete mit einem massiven verzögerten Frontloop über die größte Welle eines Sets und Wellenritten auf Wellen mit bis zu zehn Metern….direkt über einer flachen Sandbank.

Am Ende sammelte der Franzose mehr Waveriding-Scores, doch die Bonus-Punkte für Air-Time und Risiko gingen an den Deutschen.

Aufgrund der Gezeiten waren die Organisatoren nach dem zweiten Heat gezwungen den Spot zu wechseln. Nach einem stärkenden Mittagessen und einem kurzen Ortswechsel ging es an einem anderen Spot bei nicht minder schwierigen Bedingungen weiter.

Heat 3: Thomas Traversa vs. Leon Jamaer

Credit: Simon Crowther/Red Bull Content Pool
Credit: Simon Crowther/Red Bull Content Pool

Gerade eben noch mit dem Vorteil, sich die richtigen und falschen Stellen im Waser abzugucken, waren nun – am neuen Spot – Leon und Thomas die Versuchskaninchen. Die böigen side-side-off Bedingungen machten Sprünge schwer und so konzentrierten sich beide auf radikale Waveridings. Traversa schien die Wellen besser kontrollieren zu können und hämmerte so einige Hits in letzter Sekunde in die Wellen oder setzte zu mega-langen Aerials an.

Doch auch Leon zeigte sein Können und so setzten beide die Maßstäbe immer höher und höher und zeigten mit stylischen Wellenritten, Aerials und harten Hits, was in diesen Bedingungen möglich ist.

Heat 4: Marcilio Browne vs. Dany Bruch

Credit: Simon Crowther/Red Bull Content Pool
Credit: Simon Crowther/Red Bull Content Pool

Angefeuert von zahlreichen Zuschauern, die dem kalten Sturm trotzten, gingen Brawzinho und Dany Bruch aufs Wasser. Die Bedingungen wurden im Laufe des Heats immer heftiger und so waren beide auf die Lifeguards mit ihren Jetskis angewiesen, um nach heftigen Waschgängen wieder ihr Material zu erreichen.

Doch Danys Pech schien ihn auch in seinem zweiten Heat zu verfolgen und so musste er von den Lifeguards zurück an Land gebracht werden – zum Glück hatte nur sein Material und nicht er selbst den Geist aufgegeben. Mit mittlerweile einem zerstörten Board, einem kaputten Segel und einer zerstörten Mastverlängerung verpulverte Dany Bruch jede Menge Material. Dies jedoch ist für solche Bedingungen alles andere als verwunderlich.

Der frischgebackene Weltmeister Marcilio Browne kam mit den Bedingungen deutlich besser zurecht und feuerte zahlreiche Double-Frontloops, Pushloop-into-Forwards und kranke Waverides ab.

Heat 5: Thomas Traversa vs. Leon Jamaer

Credit: Sebastian Marko/ Red Bull Content Pool
Credit: Sebastian Marko/ Red Bull Content Pool

Mittlerweile mit den Bedingungen vertraut verloren beide keine Sekunde, um mit der Action zu beginnen. Leon schnappte sich die Welle des Tages und feuerte einen gigantischen Aerial ab, ehe er derbe gewaschen wurde. Aber auch Traversa bearbeitete die Wellen auf unglaublich hohem Niveau. Auch die Judges machten deutlich, was sie in diesen Bedingungen sehen wollten: Waverides auf gigantischen Wellen wurden höher bewertet als auf kleineren, selbst wenn diese deutlich kürzer ausfielen. Dies spornte die Rider natürlich an und so war der Heat gespickt mit jeder Menge Action, ehe Traversa die letzten Minuten des Heats schwimmend verbringen musste.

Heat 6: Marcilio Browne vs. Dany Bruch

Credit: Sebastian Marko/ Red Bull Content Pool
Credit: Sebastian Marko/ Red Bull Content Pool

Man hätte schon beinahe erstaunt sein können, dass Daniel Bruch immer noch genug Material für einen weiteren Heat hatte, doch anscheinend war er auch nicht daran interessiert, es zu schonen. So stellte er sich den Bedingungen auf ein Neues und zeigte in Wellen mittlerer Größe sein Können.

Diesmal war es dann Marcilio Browne, der von den Lifeguards an Land gebracht werden musste, nachdem er sein Segel geschrottet hatte. Auch er schonte sein Ersatz-Material nicht und machte dort weiter, wo er aufgehört hatte: Double-Forwards und hohe Aerials über die brechenden Wellen.

Nachdem mittlerweile jeder der vier Fahrer schon 3 Heats in den Knochen stecken hatte, entschieden sich die Judges, trotzdem noch eine vierte Runde anzusetzen…man wollte die Bedingungen natürlich so lange wie möglich ausnutzen.

Heat 7: Thomas Traversa vs. Leon Jamaer

Credit: Sebastian Marko/ Red Bull Content Pool
Credit: Sebastian Marko/ Red Bull Content Pool

Der 24-jährige Kieler Jamaer spielte sein Können in der Welle vollends aus und holte das meiste aus diesen raus. Traversa hingegen setzte im irischen Luftraum mit einem extrem hohen Stalled-Forward Zeichen. Anschließend wollte Traversa die Wellen nicht ohne weiteres seinem Kontrahenten überlassen und zeigte mit extrem späten Hits in den kritischsten Sections der Wellen sein Können. Traversa schien generell mit den Bedingungen super klar zu kommen. Zwar durfte auch er das ein oder andere Mal schwimmen, doch ist dies für solche Bedingungen alles andere als verwunderlich.

Heat 8: Marcilio Browne vs. Dany Bruch

Credit: Sebastian Marko/ Red Bull Content Pool
Credit: Sebastian Marko/ Red Bull Content Pool

Heat 8 sollte auch gleichzeitig der letzte Heat des Tages werden, der in die Wertung der dritten Mission einfließt. Mittlerweile wurden die Wellen wegen der einsetzenden Ebbe etwas kleiner und die Bedingungen somit deutlich humaner. Nichtsdestotrotz schaffte es Dany Bruch, sich die vermutlich größte Wellen des Tages auszusuchen, um sich ordentlich waschen zu lassen. Immerhin blieb diesmal wie durch ein Wunder sein Material heil.

Brawzinho hatte am Anfang mit den Wellen etwas mehr Glück, hatte dann aber auch zu kämpfen, als er einen Pushloop-into-Forward in Wasserstartposition landete.

Gegen Ende wollte es Dany Bruch, trotz aller Waschgänge, noch einmal wissen und setzte zu einem Smack an einer brechenden Welle an, wurde erfasst und samt seinem Material auf die Sandbank gedrückt.

Sonntag:

Sonntag sollten die Heats eigentlich weitergehen….eigentlich. Die Bedingungen waren leider alles andere als einem Red Bull Storm Chase würdig und so entschloss sich die Jury keinen Heat mehr auszufahren. Zwar wären die Bedingungen für jeden Normalo-Windsurfer immer noch zu viel gewesen, ein Red Bull Storm Chase wäre dies aber heute nicht mehr geworden. Daher gingen schon früh die Vorbereitungen für die Siegerehrung los und alle warteten gespannt auf die Verkündung des ulitmativen Storm-Chasers.

And the winner is….

Der Gewinner!!!! Credit: Sebastian Marko/ Red Bull Content Pool
Der Gewinner!!!!
Credit: Sebastian Marko/ Red Bull Content Pool

Thomas Traversa! Der nur 65 Kilogramm leichte Franzose zeigte die furchtloseste und konstanteste Performance und setzte sich so, nach dem Sieg in der zweiten Mission in Tasmanien, auch verdient die Krone des Red Bull Storm Chase auf.

Zweiter wurde der amtierende Weltmeister Marcilio Browne, der somit seiner goldenen Saison noch ein“i-Tüpfelchen“ aufsetzt.

Dritter wurde der Kieler Leon Jamaer. Nachdem er für die zweite Mission nur aufgrund von Ausfällen nachnominiert worden war, zeigte er schon in Tasmanien sein enormes Können. Dies untermauerte er nun mit seiner dritten Overall-Platzierung und kann somit auch zum erweiterten Favoritenkreis für die nächste PWA-Saison gezählt werden.

Vierter wurde der mit Pech geschlagene Deutsch-Spanier Dany Bruch. Mit etwas mehr Glück und weniger kaputtem Material wäre hier sicherlich mehr drin gewesen.

Mehr Bilder und alle Informationen zu allen drei Missionen findet ihr auf der offiziellen Red Bull Storm Chase Homepage. Die Credits für die Bilder gehen an die genannten Fotografen Sebastian Marko und Simon Crowther. Dafür auch ein großes Dankeschön!

Letztendlich bleibt mir nur noch den Ridern meinen größten Respekt zu zollen. In diesen Bedingungen solche Leistungen abzurufen ist phänomenal und setzt den Maßstab für Sturm-Surfen nochmals höher! Ich hoffe einfach, dass dies nicht der letzte Red Bull Storm Chase war, denn das Konzept war einmalig und spannend bis zum letzten Moment. Dafür auch nochmal einen großen Dank an den großen Energy-Drink-Hersteller aus Österreich.

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