Gong Mint 5.0 Testbericht

Gong Mint Test

Die französische Direktvertrieb-Marke Gong Galaxy ist aufgrund der günstigen Preise bei Beginnern sehr beliebt. Doch können die Gong Boards auch Fortgeschrittene überzeugen? Um diese Frage beantworten zu können, habe ich das Wing Foil Freestyle Board Gong Mint auf Herz und Nieren getestet.

Wie üblich, werde ich auch diesen Testbericht in verschiedene Kategorien unterteilen. Die Teilergebnisse der einzelnen Kategorien gebe ich gleich bei den Überschriften mit Sternen an. Maximal können 5 „surfandclimb“- blaue Sterne erreicht werden

  • Daten und Fakten
  • An Land
  • Take Off
  • Stabilität
  • Leichtwind
  • Starkwind
  • Touch Downs
  • Freestyle

Ehe wir aber in den Testbericht starten, gilt es noch eine Frage zu klären:

Warum genau das Gong Mint?

Gong Mint
Quelle: Gong Galaxy

Wie bereits erwähnt, liegen die Gong Wing Foil Boards aufgrund des Direktvertriebs in einer preislich sehr attraktiven Range. Das Gong Mint kann man für 899€ bis 999€ sein Eigen nennen, während andere Marken mittlerweile gut und gerne mehr als 2000€ für ihre Boards veranschlagen. Das macht die Gong Boards für einen inflationsgeplagten Geldbeutel zu einer echten Alternative.

Tatsächlich war für mich aber nicht der Preis ausschlaggebend, sondern die einzigartige Relation von Größe und Volumen: Mein Gong Mint 5.0 bringt 105 Liter Volumen mit. Für mich als 85 kg-schweren Fahrer damit ausreichend Reserve für Leichtwind, wobei das Board radikal kurz bleibt. 5 Fuß Boards anderer Marken bringen maximal 85 bis 90 Liter Volumen mit. Somit war es mir mit dem Gong Mint möglich, ein radikal kurzes Board zuzulegen, bei dem ich mich vor Windlöchern nicht fürchten muss.

Daten und Fakten

Das Wichtigste zum Gong Mint hier in aller Kürze:

Länge152 cm (5 Fuß)
Breite 69 cm
Volumen105 L
Gewicht6,3 kg
BauweiseVakuum Carbon-PVC-Sandwich
FahrerkönnenFortgeschrittene & Experten
EinsatzbereichFreesyle
Preis950€

Das Gong Mint an Land

Quelle: Gong Galaxy

Vor allem die Vakuum Carbon-PVC-Sandwich-Bauweise zeigt, dass es sich bei diesem Gong Board zwar um ein günstiges, aber keinesfalls billiges Board handelt, da diese Bauweise derzeit den Standard für hochwertige Wing Foil Boards darstellt. Aufgrund der geringen Größe, den Litern und auch aufgrund des Shapes spricht das Mint eindeutig fortgeschrittene Fahrer an. Anfänger sind mit anderen Boards, wie zum Beispiel dem Gong Lance, deutlich besser beraten.

Über Geschmäcker lässt sich bekanntlich nicht streiten, daher überlasse ich jedem selbst, ob man das Mint optisch mag oder nicht. Beim Shape warten allerdings harte Fakten auf uns, auf die ich Punkt für Punkt eingehen möchte.

Schaut man sich die Scoop-Rocker-Linie an, also die Aufbiegung des Boards vom Heck in Richtung Bug, sieht man die Volumenverteilung des Boards: Die meisten der 105 Liter sitzen zwischen der hinteren und vorderen Fussschlaufe. Da man beim Wingen, anders als beim Windsurfen, schon vor dem Gleiten in den Schlaufen steht, ist auch genau dies der Bereich in dem die Volumen benötigt werden.

Quelle: Gong Galaxy

Das Gong Mint hat kein eingelassenes Deck, wie es bei anderen Marken mittlerweile üblich ist, dafür jedoch markante Bevels (also die sich in Richtung Unterwasserschiff verschmälernden Rails). Diese Bevels sollen Touch Downs sanfter werden lassen, in dem die Aufprallfläche des Unterwasserschiffs reduziert und das Wasser nach oben abgeleitet wird. Die Bevels des Gong Mint ziehen sich vom Heck bis vor in Richtung Bug, wo sie dann auslaufen.

Ebenfalls erwähnenswert ist die markante Doppelkonkave im Bereich des Bugs, um das Wasser gezielt in Richtung Heck zu lenken und so das Abheben zu erleichtern. Die Doppelkonkave verläuft sich ab Höhe der vorderen Fussschlaufe und geht in ein breites und markantes Heck über. Laut Gong soll das Heck den Wasserabriss erleichtern und so zu leichteren und früheren Take Offs verhelfen.

Ich habe bei dem Board die mitgelieferten Fussschlaufen nicht verwendet, sondern habe meine Tricktionary Fußschlaufen montiert. Da die Gong Boards konsequent auf V-Schlaufen vorne ausgelegt sind, war dafür ein wenig Bastelei erforderlich.

Getestet habe ich das Board über eine Woche am Gardasee mit einem Gaastra Hybrid Foil mit 85 cm Alu-Mast, einer 72 cm Alu-Fuselage und einem 1750 Front Wing mit einer Aspect Ratio von 5.6. Wind hatte ich von 11 bis 30 Knoten und bin mit einem 4er, 5er und 6er Duotone Unit unterwegs gewesen.

Take Off ★★★★

Gong Mint Tail
Das Heck soll den Take Off noch früher ermöglichen; Quelle: Gong Galaxy

Als ich das erste Mal auf dem Mint aufgestanden bin, bin ich mit dem hinteren Bein bis zum Knie im Wasser versunken. Hier hätte ich mir eine etwas hecklastigere Volumenverteilung gewünscht. Allerdings kann dies auch daher kommen, dass ich beim Windsurfen hauptsächlich über den hintern Fuss fahre und somit „falsch“ auf einem Wingboard stehe. Nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, war der Take Off kein Hexenwerk mehr.

Gemäß dem Motto „Länge läuft“, braucht das kurze Mint im Vergleich zu längeren Boards etwas länger um aus dem Wasser zu kommen. Vor Boards derselben Länge muss es sich aber definitiv nicht verstecken. Das geringe Gewicht und die kurze Länge helfen dabei, das Board und Foil kraftvoll anzupumpen und zu beschleunigen.

Die Länge von gerade einmal etwas über 150 cm hilft hier deutlich, denn mit etwas Geschick kann man das Board mit den Füssen nach Belieben in oder gegen den Wind drehen und so den Take Off verfeinern. Man merkt dem Board jedoch an, dass man schon eine gute Technik braucht. Da dieses Board aber explizit keine Anfänger anspricht, sehe ich hierin auch kein Manko.

Stabilität ★★★★

105 Liter Volumen klingen für einen erfahrenen Wave-Windsurfer nach verdammt viel. Dort bin ich meistens mit 80 Litern unterwegs. Steht man das erste Mal auf dem Gong Mint merkt man, dass Volumen alleine für Stabilität nicht entscheidend ist. Durch die geringe Länge liegt das Board im Dümpeln nervös im Wasser und wird durch jede Wasserbewegung hin und her geworfen. Auch das Aufsitzen nach einem Sturz oder zu Beginn wird zu einem Balanceakt, da meiner Meinung nach dem Bug und dem Heck ein paar Liter mehr Volumenanteil ganz gut getan hätten. So sinkt bei falscher Gewichtsverlagerung schnell das Board nach vorne oder hinten und der Kampf beginnt von vorne.

Sobald man jedoch auch nur das kleinste bisschen Geschwindigkeit aufgenommen hat, gewinnt das Board an beeindruckender Stabilität. Man kann leicht aufstehen und es ist unerheblich, ob man zuerst mit dem vorderen oder dem hinteren Bein aufsteht. Es liegt satt und ruhig im Wasser und man spürt wie die Doppelkonkave unter dem Bug wie ein Kiel für Laufruhe sorgt. Auch in der Luft verleiht das Board aufgrund des flachen Decks und dem somit angenehmen Winkel zum Foil für ausgezeichnete Stabilität und Foilkontrolle.

Leichtwind ★★★★★

Leichtwindeigenschaften sind mir bei dem Gong Mint besonders wichtig, macht das Wingen für mich auch Leichtwind-Seen wie den Walchensee oder die Ora am Gardasee attraktiv. Ich hatte die Gelegenheit das Mint in Malcesine bei einer schwachen Ora mit 11 bis 12 Knoten und einem 6 Quadratmeter Wing zu testen. Dabei war ich von den Leichtwindfähigkeiten des Gong Mint echt begeistert:

Jedes Pumpen in den Beinen und Dichtholen des Wings wird sofort in Vortrieb umgesetzt. Die durch die Bevels verkleinerte Auflagefläche erleichtert das Freikommen und mit gerade einmal 5 Fuss Länge löst sich das Board leicht von der Wasseroberfläche.

Gong verspricht aufgrund der Heckgeometrie ein bis zu 2 Knoten früheres Abheben. Zwar konnte ich dies nicht mit tatsächlichen Werten belegen, jedoch war ich in den oben genannten Bedingungen tatsächlich häufiger auf dem Foil, als leichtere Rider mit gleich großen Wings.

Da das Board so kurz ist, ist es ein leichtes das Mint durch Windlöcher zu pumpen und auch hier deutlich länger als mit größeren Boards auf dem Foil zu bleiben.

Starkwindkontrolle ★★★★★

Nur Leichtwind wird aber auch irgendwann langweilig und so will ich das Mint auch in Starkwind-Bedingungen fahren und damit freestylen. Die bisherigen Starkwindtage waren in den Bereichen 25 bis 30 Knoten, an denen ich jeweils mit einem 4.0er Duotone Unit unterwegs war.

Im Starkwindbereich fühlt sich das Board jederzeit kontrolliert und ruhig an und man kann dosiert Geschwindigkeit aufbauen oder rausnehmen. Das kleine Board bietet dem Wind kaum Angriffsfläche, so dass der Wind auch bei Fahrten gegen den Wind nicht unter das Board fährt und es weiter anhebt. Die Kontrolle des Foils funktioniert einwandfrei und so stellen Windchop oder Wellen kein Problem für das Gong Mint dar. Gleiches gilt für Halsen oder Wenden, die auf dem Board spielend gelingen.

Touch Downs ★★★★★

Kein Fliegen ohne Landen, vor allem nicht beim Freestyle. Daher sind sanfte Touch Downs, auch für die Langlebigkeit eines Boards, elementar. Die markanten Bevels des Gong Mint leisten hier ganze Arbeit: Unfreiwillige Touch Downs lassen sich mühelos korrigieren und das Board kommt schnell wieder frei, ohne spürbar an Agilität und Geschwindigkeit zu verlieren.

Harte Landungen nach hohen Sprüngen werden deutlich abgedämpft, so dass sich der Fahrer sofort auf den nächsten Take Off fokussieren kann. Mit dieser überragenden Leistung bei Touch Downs merkt man den Freestyle-Fokus des Mint.

Freestyle ★★★

Und damit wären wir bei der Königsdisziplin des Mint angelangt, dem Freestyle: Mehrere Meter hoch können sich gute Wing Foiler in die Luft katapultieren, in der Luft scheinbar schweben und abgefahrene Manöver vollführen. Steht einem diese Welt mit dem Gong Mint auch offen? Definitiv ja! Das Board ist mit 6 Kilogramm kein Leichtgewicht, gehört aber im Vergleich mit anderen Boards von der Stange nicht zu den schweren Brocken, die teilweise 8 Kilo und mehr auf die Waage bringen.

Das ausgewogene Gewicht und die Kürze des Boards helfen dabei, das Board aus dem Wasser zu „poppen“, wie die Wing Foiler das Herauskatapultieren aus dem Wasser nennen. Die gute Kontrolle über das Board hilft dabei, vor Absprung das Board Richtung Wasseroberfläche zu bringen und sich dann kraftvoll über den hinteren Fuss in die Luft zu schrauben.

Da das Board so kurz ist, ist die Steuerung in der Luft über die Füße ein Kinderspiel, was einem fortgeschrittenen Fahrer die Türen in die Welt der Freestylemanöver öffnet.

Anfangs hatte ich Bedenken, ob die im Vergleich zu Windsurfern sehr klein geratenen Schrauben für die Fußschlaufen der Belastung auch wirklich gewachsen sind. Diese Bedenken haben sich nach den ersten erfolgreichen Flugeinlagen in Luft aufgelöst und bisher lassen sich auch keine Ermüdungserscheinungen des Materials erkennen.

Die hervorragenden Touch Down Eigenschaften und das schnelle Wiederabheben nach einem Manöver runden eine erstklassige Freestyleeignung des Mint ab.

Mein Fazit zum Gong Mint 5.0 Wing Foil Board

Mit dem Mint hat Gong bewiesen, dass es kein Discounter für billiges Anfängermaterial ist, sondern ein versierter Hersteller auch von anspruchsvollen und hochwertigen Boards. Der günstige Preis kann, ähnlich wie bei Gun Sails, über das Modell des Direktvertriebs erreicht werden und bedeutet nicht, dass man es mit minderwertigen Produkten zu tun hat.

Das Mint eröffnet einem fortgeschrittenen Fahrer mit Freestyle-Ambitionen ganz neue Sphären und macht einfach jeden Moment Spaß. Wer ein radikales und dennoch ausgewogenes Board sowohl für Leichtwind als auch für Starkwind sucht, ist mit dem Mint genau richtig. Anfänger oder jene die entspannt dahincruisen wollen, sollten sich nach geeigneteren Modellen umsehen.

Alle Infos zum Gong Mint gibt es natürlich auch auf der Gong Galaxy Homepage.