Testbericht NoveNove Chameleon 2019

Über 300 Tage – genau gesagt 317 – musste ich auf das Windsurfen verzichten. Pünktlich zu meiner Genesung, kamen auch meine neuen Boards bei mir an. Nach ausführlichem Testen wird es Zeit für einen aktuellen Testbericht zum neuen NoveNove Chameleon 2019.

Die Testbedingungen

Die beiden Boards, 85 und 101 Liter, konnte ich auf Sardinien und in Schottland ausgiebig testen. Auf Sardinien gab es neben den Bump-&-Jump-Bedingungen in Porto Pollo, krasse Onshore-Bedingungen bei Atomhack und entspannte Side- bis Sideon-Bedingungen zum Wellenreiten.

In Schottland warteten perfekte Sideoff-Bedingungen zum Wellenschlitzen, Tage völlig ohne Wind aber dafür genialer Welle und Sturm in Hurrikanstärke auf die beiden NoveNove Chameleon 2019.

Somit konnte ich die komplette Bandbreite aller europäischen Surfbedingungen abdecken und kann euch dementsprechend einen umfassenden Eindruck über die Boards vermitteln.

Die harten Fakten

Wie erwähnt, habe ich die NoveNove Chameleon 2019 in zwei Größen getestet: 85 und 101 Liter. Für beide Boards gibt es hier die genauen Daten:

  Chameleon 85 Chameleon 101
Volumen 85 Liter 101 Liter
Länge 224 cm 230 cm
Breite 58,5 cm 62,5 cm
Gewicht 6,3 kg 7,1 kg
Finnen Multifin; Slotbox Multifin; Slotbox
Segelrange 4,0 bis 5,7 qm 4,2 bis 7,0 qm

Optik und Shape

NoveNove Chameleon 2019
Quelle: NoveNove; www.i-99.it

Optisch hat sich der NoveNove Chameleon 2019 gegenüber dem Vorgänger nicht verändert. Warum auch? Meiner Meinung nach ein extrem gelungenes Design. Die wenigen, gezielt eingesetzten Farben wirken deutlich ruhiger als noch beim 2016er-Modell, dennoch strahlen die Chameleons Radikalität aus.

Im NoveNove Chameleon 2019 kommen verschiedenste Materialien und Bauweisen zusammen, die optimale Steife und Robustheit bei gleichzeitig reduziertem Gewicht gewährleisten sollen.

Im Kern findet sich natürlich der Styroporkern, der den endgültigen Shape vorgibt. Dieser Kern wird in einem Sandwich aus Herex, einem Hartschaum gebettet. Waveboards unterliegen beim Abreiten und Springen, vor allem aber beim Landen, extremen Belastungen. Damit das NoveNove-Board nicht einfach bricht oder man es weichtreten kann, ist der Quad an besonders belasteten Stellen extra verstärkt:

Im Standbereich wurde Innegra-Carbon verarbeitet. Das Innegra-Carbon stellt derzeit den Stand der Technik im Windsurfbereich dar. Der Fersenbereich ist nochmals verstärkt, so dass man auch beim Abreiten seine Fersen unbesorgt mit maximalen Krafteinsatz gegen das Board drücken kann. Für harte Landungen ist das Unterwasserschiff komplett mit Fiberglas überdeckt.

Der NoveNove Chameleon 2019 ist mit fünf Slotboxen ausgestattet und kann somit als Thruster, Quad oder sogar Twinser gefahren werden. Standardmäßig wird das Board mit einem MFC-Thruster-Setup ausgeliefert.

Die Boards sind vergleichsweise kurz gehalten, um beim Wellenabreiten maximale Radikalität und gleichzeitig Balance und Kontrolle liefern zu können. Dies spiegelt sich auch im Heck wider: das Heck ist mit dem Fishtail breit gestaltet und ermöglicht so Kanteneinsatz auf maximaler Länge. Gleichzeitig liegen die Fußschlaufen nahe an der Kante, um den Kanteneinsatz weiter zu erleichtern. Dadurch soll es mit dem NoveNove Chameleon 2019 möglich sein, enge radikale Turns zu fahren.

Den notwendigen Speed zum Springen erhält der NoveNove Chameleon 2019 aus der ausgewogenen Rockerline und die Doppelkonkave im Unterwasserschiff, die im Heck in ein markantes V-Profil übergeht.

Doch nun genug der Daten, Fakten und Tatsachen. Jetzt kommen wir zum wirklich wichtigen Teil dieses Testberichts:

Fahrweise

Schon beim Test des Vorgängers, dem NoveNove Quad , habe ich mich beim Praxistest auf mehrere Kriterien fokussiert. Auf diese werde ich auch im Rahmen dieses Testberichts eingehen:

  • Angleiten, Durchgleiten und maximaler Speed
  • Höhelaufen
  • Enge und weite Radien / Kontrollierbarkeit
  • Boardsteuerung in der Luft
  • Einsatzbereich

Angleiten, Durchgleiten und maximaler Speed

Mulitfin-Boards sind nicht gerade Speedraketen. Müssen sie aber auch nicht! Wichtig ist es, ausreichend Speed zum Springen und Wellenabreiten zu haben, oder aber auch um vor einer unsurfbaren Welle wegzufahren.

Das breite Heck des NoveNove Chameleon 2019 erleichtert das Angleiten enorm, letztendlich ist dies jedoch auch sehr vom Finnensetup abhängig. Je mehr Finnen, desto mehr Druck im Segel braucht das Board, um auf Touren zu kommen.

Ähnlich ist es beim Durchgleiten: Das breite Heck kompensiert kleine Windlöcher mühelos. Je mehr Finnen jedoch im Unterwasserschiff verbaut sind, desto eher kommt man aus der Gleitfahrt. Dennoch hat sich die Durchgleit-Eigenschaft gegenüber seinem Vorgänger verbessert.

NoveNove Chameleon 2019Der maximale Speed muss sich für ein Waveboard nicht verstecken. Im Quad-Setup brachte ich das Board im normalen Einsatz auf circa 10-15 Knoten pro Stunde. Jagt man das Board auf Raumwind auf die nächste Welle zu, sind auch 20 und 25 Knoten kein Problem. Mehr als ausreichend also, um den Surfer in oberen Etagen zu katapultieren. Alles in allem eine saubere Leistung des NoveNove Chameleon 2019.

Höhelaufen

Im Höhelaufen sind Multifin-Boards wahre Weltmeister. Vor allem im Quad-Setup gewinnt der NoveNove Chameleon 2019 Meter um Meter an Höhe. Ausufernde Wellenritte nach Lee sind so mühelos wieder aufzuholen. Die nahe an der Kante positionierten Schlaufen erleichtern das Höhelaufen nochmals, ohne dabei zu viel Druck auf die Finnen zu geben und so einen Spinout zu riskieren.

Enge und weite Radien / Kontrollierbarkeit

NoveNove Chameleon 2019

Das Herz des Windsurfens in der Welle ist das Wellenabreiten. Jeder Surfer entwickelt hier ganz automatisch seinen eigenen Stil. Während der eine Wellen kraftvoll und radikal in engen Radien schlitzt, surfen andere in weichen und weiten Radien. Für wen eignet sich der NoveNove Chameleon 2019 besser?

Als Multifin-Board ist das Board vor allem für enge, radikale Radien gebaut. Vor allem im Quad-Setup verändert das Board seinen Charakter nochmals deutlich und wird spürbar radikaler. Für Experten ein Traum, um Wellen nach Belieben zu zerlegen. Doch auch Aufsteiger werden dabei auf ein neues Level gehoben. Denn der Chameleon erfordert für enge Radien keine äußerst gefühlvolle Fußsteuerung.

Auch weite Radien sind auf dem NoveNove Chameleon 2019 kein Problem. Hierbei spielt der Chameleon den Vorteil seiner Vielseitigkeit aus. Im Twinser- oder Thruster-Setup sind weite Radien mit gefühlvoller Fußsteuerung möglich, im Quad-Setup enge und radikale Radien. Durch diese Vielschichtigkeit kann das Board beide grundlegenden Surfstile ideal bedienen.

NoveNove Chameleon 2019

Vor allem bei den weiten Radien hat sich das Board gegenüber dem Vorgänger massiv verbessert. Hier merkt man die Möglichkeit, das Finnen-Setup nach Belieben zu wechseln.

Unabhängig von der Fahrweise, sind die Boards jederzeit spielend leicht zu kontrollieren und fehlerverzeihend. Kleinere Verschneider kompensieren die Boards mühelos. Zudem sorgt der lange Kanteneinsatz und das Multi-Fin-Setup für maximalen Grip in den Turns. Für Waveeinsteiger und -aufsteiger somit ideal, um sich permanent verbessern zu können.

Boardsteuerung in der Luft

Der Vorgänger des Chameleons war für mich das Nonplusultra, wenn es um die Boardsteuerung in der Luft ging. Auf Höhe der vorderen Fußschlaufen ideal ausbalanciert, war es einfach wie nie, das Board in der Luft entweder über den hinteren Fuß oder das Segel zu steuern. Glücklicherweise hat NoveNove dies beibehalten, so dass sich der Chameleon hier vor seinem Vorgänger in keinster Weise verstecken muss. Highjumps, Backloops, Frontloops und Aerials sind mit dem Boards einfach wie nie.

Einsatzbereich

Wie seit mehreren Jahren üblich, werden auch die NoveNove Chameleon 2019 mit einer empfohlenen Segelrange versehen. So soll der 85-Liter-Chameleon von 4.0 bis 5,7 qm gut zu fahren sein, die 101-Liter-Version mit Segeln von 4.2 bis 7.0 qm. Innerhalb dieser Ranges funktioniere die Boards auch ausgesprochen gut. Doch dank der Möglichkeit, das Finnen-Setup zu wechseln, lässt sich der Einsatzbereich nochmal drastisch vergrößern.

So lässt sich die 85-Liter-Version im Quad-Setup auch bei 40 Knoten und einem 3.7 qm-Segel noch mühelos kontrollieren. Aus einem Überlebenskampf wird so purer Spaß. Vor allem für Surfer die nur selten in maximalen Bedingungen unterwegs sind und auf ein drittes Starkwindboard verzichten wollen, ist dies ideal.

Ähnlich verhält sich dies mit dem großen Bruder: Das 101-Liter-Brett liegt leicht und loose am Fuß und wirkt somit immer einen Ticken kleiner, als es eigentlich ist. Dies ermöglicht sowohl bei stärkerem Wind, als auch bei annähernder Flaute beeindruckende Wellenritte.

Die Möglichkeit den NoveNove Chameleon 2019 sowohl als Twinser, Thruster als auch als Quad zu fahren, hat grundsätzlich massive Auswirkungen auf den Einsatzbereich. Als Quad kann man sich mit dem Board in masthohe Brecher stürzen und das Beste aus perfekten Down-the-Line-Bedingungen raushohen. Als Thruster hat man seinen Spaß in Onshore-Bedingungen und als Twinser eignen sich die Boards sogar als Starkwindbrett für die heimischen Seen. Vielseitigkeit ist somit eine der großen Stärken der NoveNove Chameleon 2019.

Das Fazit zum NoveNove Chameleon 2019

Wow! Die NoveNove Chameleon 2019 haben mich auf ganzer Länge beeindruckt. Die Entscheidung aus 2017, die beiden Linien Quad und Chameleon zu fusionieren, hat dem Board nur gut getan. Im Vergleich zu 2016 haben sich die Boards in allen Belangen verbessert.

Das Waveriding fällt noch leichter und das vielseitige Finnen-Setup spricht jeden Stil an. Dabei verändert das Board seine Charakteristik je nach Setup deutlich, um den jeweiligen Surfertyp ideal zu unterstützen. Egal ob onshore oder sideoff, das Board fühlt sich in allen Bedingungen wohl und ist somit der ideale Begleiter für radikale Action als auch perfekte Soulsurf-Tage. Dabei ist das Board auch in massiven Bedingungen jederzeit sehr gut zu kontrollieren und fehlerverzeihend, ohne dass dies zu Lasten der Radikalität geht.

Der riesige Einsatzbereich tut sein Übriges und so ist man mit zwei Boards in den Größen 85 und 101 Liter für alle Bedingungen gewappnet. Vor allem mit dem 101-Liter-Brett habe ich deutliche Fortschritte beim Waveriding in Leichtwind-Bedingungen gemacht.

Alle Informationen zu den Boards gibt es natürlich auf der Hersteller-Homepage. Bilder von den Boards im Einsatz gibt es in unserer Bild-Galerie.