Bavarian Storm Chase

Was für eine Woche! In Deutschland wird es wohl kaum jemanden geben, der das Sturmtief „Niklas“ nicht erlebt oder gar mitbekommen hat!

Während Windgeschwindigkeiten mit über 100 Stundenkilometern Feuerwehr und Rettungskräfte in Atem hielten und der öffentliche Verkehr zeitweise sogar zum Erliegen kam, hat uns Windsurfer dieser Sturm an den See gelockt.

Am Dienstag, der Tag des Höhepunkts des Sturms, ging es schon um 07:30 Uhr Richtung Ammersee. Selbst in der Stadt merkte man schon, wie der Wind an meinem Surfbus zerrte und auf der Autobahn war volle Konzentration angesagt, um unfreiwillige Spurwechsel zu vermeiden.

Bei vorhergesagten Windgeschwindigkeiten mit über 50 Knoten und Wassertemperaturen von 6° Celsius entschied ich mich für Stegen am Ammersee. Dieser Spot ist durchgehend stehtief und bei Materialbruch kann man ohne Weiteres schnell zurück ans Ufer, was an Tagen wie diesen zusätzliche Sicherheit bedeutet.

Am See angekommen, wurde mir bewusst, was dies für ein Kampf werden würde: Mein kleinstes Segel – 4,0 Quadratmeter – war für diese Bedingungen viel zu groß (an diesem Tag waren Surfer mit 2,9 Quadratmetern auf dem Wasser). Trotzdem wollte ich mir diesen Tag natürlich nicht entgehen lassen und baute auf.

Schon beim Aufriggen prasselten neben mir immer wieder kleinere und mittelgroße Äste auf den Boden und der Blick ging mehr als einmal in Richtung der großen Bäume, die bedrohlich im Wind schwankten. Getroffen hatte mich zum Glück nichts und als ich endlich auf dem Wasser war, war ich zumindest vor herabfallenden Ästen oder gar Bäumen sicher. ;)

Der Kampf gegen die Elemente ging aber nun erst richtig los und selbst mit weit offenem Segel (also möglichst wenig Winddruck), schoss ich mit meinem Fanatic Quad über den See. Meterhoch fliegendes Wasser, das sich wie eine Nebelbank über den See schob, flog mir ins Gesicht und kleinste Sprünge wurden zu meterweiten Flügen.

Im Gegensatz zu Sonntag hatte ich den Spot über 1,5 Stunden komplett für mich alleine und so surfte ich ohne Rücksicht auf Verluste. Mehr als einmal wurde ich von meinem Material abgeworfen oder musste eine Zwangspause einlegen, da regelrechte Orkanböen die Fahrt zu einem unkontrollierbaren Husarenritt machten.

Nach 1,5 Stunden forderte der Sturm seinen Tribut und ausgepowert und ausgelaugt legte ich eine Pause ein. Anders als sonst legte ich mein Zeug nicht einfach an den Strand , sondern band das Segel an einer im Boden verschraubten Bank fest.

Mittlerweile füllte sich der Spot etwas und drei weitere Surfer kämpften schon beim Aufriggen gegen den Sturm, der weiter an Stärke zunahm. Zu viert stellten wir uns den Elementen entgegen und ich gab nochmal eine Stunde lang alles.

Erlebt habe ich so extremen Wind am Ammersee noch nie und dieser Surftag wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Leider kommen auf den Bildern die extremen Bedingungen nicht wirklich gut zur Geltung, aber in der Galerie der Windinfo finden sich noch mehr Bilder (auch von anderen Spots) von diesem unvergesslichen Surftag.