Puzziteddu…das bessere Pozo?!

Letztendlich hat mich wieder nur eine Sache nach Sizilien getrieben: das Windsurfen!

Ich war auf der Suche nach einem Wavespot, am besten mit sogenanntem „Wind von rechts“, also Wind aus der Richtung, dass man mit dem rechten Fuß vorne über die Wellen abspringen kann, da dies meine Paradeseite ist. Leider sind solche Spots in Europa rar gesät, doch schon vor längerem stieß ich über einen Wavespot in Sizilien mit dem Namen Puzziteddu.

Puzziteddu
So wird man gerne an einem neuen Spot begrüßt!

Ich laß mehrere Berichte, die von bis zu zwölf Buttom-Turns in einer Welle sprachen und ich sah Videos mit meinem favorisierten Wind von rechts an diesem Spot. Trotzdem sollte der Spot bei mir ein wenig in Vergessenheit geraten, ehe Anfang diesen Jahres der Osterurlaub geplant wurde und so stand kurze Zeit später fest: Puzziteddu, sprich Sizilien soll es werden!

Puzziteddu
Noch einmal tief durchatmen, dann geht es los!

Das Besondere an diesem Spot lässt sich am besten mit einem Vergleich beschreiben: Weht in Dänemark der Wind aus Südwest, surft man in Klitmöller. Weht der Wind in Dänemark aus Nordwest, fährt man ins 15 Kilometer entfernte Hanstholm. Weht der Wind aus Nord, Ost oder Süd, finden sich nahegelegene Wavespots kaum. Man ist somit stark von einem kleinen Windkorridor abhängig.
Puzziteddu ist anders! Weht der Wind aus Ost, fährt man in Puzziteddu und wenn der Wind aus Westen bläst, fährt man auch in Puzziteddu. Genau genommen ist nur ein kleiner Bereich von Nord bis Nordost in Puzziteddu nicht fahrbar. Ein so vielseitiger Spot sucht nicht nur europaweit seinesgleichen! Dazu kommt, dass die Wellen in Puzziteddu, abgesehen von ein paar vorgelagerten Felsformationen, ausschließlich über Sandbänken brechen. Der Spot ist somit vergleichsweise ungefährlich.

Puzziteddu

Beste Voraussetzungen also und ich konnte es beim Blick auf die Forecast kaum erwarten den Spot auszuprobieren. Pünktlich ab dem ersten Urlaubstag sollte es ordentlich stürmen. Zwar leider aus Ost und somit mit Wind von links und nicht mein geliebter Wind von rechts aber dieses Manko war leicht zu verschmerzen.

Das erste Mal in Puzziteddu

Ehe ich mich aufs Wasser wagte, erkundigte ich mich bei den Locals über die Besonderheiten des Spots. Vom berüchtigten „Localism“ war hier rein gar nichts zu spüren. Im Gegenteil! Da der Spot eh nie überfüllt ist und man sich so nie um eine Welle streiten muss, sind die Locals sehr offen, freundlich und helfen gerne mit Rat und Tat weiter.

Puzziteddu

Also mein nigelnagelneues NoveNove und Point-7-Material aufgeriggt und los ging es. Am ersten Tag waren die Wellen mit gerade einmal 0,6 Metern sehr überschaubar. Für meinen ersten Tag am neuen Spot und zur Gewöhnung an das neue Material war es jedoch ideal. So war ich für den kommenden Tag bestens gerüstet, als 2 Meter hohe Wellen in die Bucht rollten und ein Oststurm an meinem 4,0 Salt Campello zerrte.

Obwohl nach Aussage der Locals der Ostwind deutlich chaotischere Wellen als der Maestrale in die Bucht schiebt, waren 5-6 Front- und Backsideturns in einer Welle keine Seltenheit. Leider sind bei Ostwind die Wellen zum Springen nicht ideal und so fokussierte ich mich ganz aufs Waveriding.

So erlebte ich vier Surftage an denen von 4,0 bis 6,4 alles fahrbar war und die Wellen zum Austoben genau richtig waren. Oftmals war ich komplett alleine auf dem Wasser und am vollsten Tag musste ich mir den Spot gerade einmal mit knapp 10 Windsurfern und 10 Kitern teilen. Überfüllt sieht anders aus! Leider sieht es bisher so aus, dass ich in diesem Urlaub keinen Westwind mehr erleben werde, aber ich nutze die jetzigen Flautentage bis zum nächsten Sturmtief, um auch die anderen Seite der Insel zu erkunden und werde euch darüber natürlich auch berichten. Ab Mittwoch ist wieder jede Menge Wind aus Ost vorhergesagt….mein Material und ich warten schon sehnsüchtig darauf!

Puzziteddu

Ist Puzziteddu also das bessere Pozo? Die Spanier wären mir auf jeden Fall sehr böse, wenn ich einfach „Ja“ sagen würde! Aber Puzziteddu ist ohne Zweifel der vielseitigste Spot, den ich bisher kennengelernt habe und die Atmosphäre am Spot ist einzigartig. Mit Sand unter den Füßen kann man sich gefahrlos an seine Grenzen herantasten und während sich Einsteiger in den kleinen Wellen nahe am Ufer probieren können, suchen sich die Experten weiter draußen ihre großen Brecher. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die nächsten Windtage hier. Und ich weiß schon jetzt: Ich war ganz sicher nicht das letzte Mal hier!