Nach zwei Wochen Klitmøller im März und zwei Wochen Sardinien im Mai und dem ein oder anderen Surftag daheim, ging die Saison bombastisch los. Schon Anfang Juni hatte ich mehr Surftage als in meinen beiden letzten Studienjahren. Um diese Statistik noch weiter auszubauen und um nach vier Wochen endlich mal wieder aufs Brett zu kommen, waren noch zwei Wochen Gardasee eingeplant.
Zwar ist der Gardasee für mich von den Surfbedingungen her nicht vergleichbar mit Klitmøller oder Sardinien, jedoch ein verlässlicher Garant für Gleitwind. Also Sachen gepackt, schnell mal durch Österreich durch und schon waren wir am „Lago“ wie er von uns Münchner Surfern liebevoll genannt wird.
Nach fast zehn Jahren regelmäßigen Urlaub dort und meiner Facharbeit über den Windsurftourismus am Gardasee, kenne ich dort jeden Flecken, viele Leute und so wurde Torbole am Nordzipfel des Gardasees zu meiner zweiten Heimat.
Während die Ora, der thermische Südwind am Nachmittag, entspannt über den See weht und somit ideal für Aufsteiger, Racer und Junggebliebene ist, freute ich mich auf den Vento, auch Peler, genannt. Dieser Nordwind bläst früh morgens durch die engen Felswände am Gardasee mit bis zu 8 Windstärken und schaufelt in Malcesine schöne Dünungswellen über den See.
Schon vor sieben Uhr früh den ersten Frontloop aus dem Wasser zu hauen und direkt in den Sonnenaufgang zu surfen ist jedes Mal einmalig und für mich – zusammen mit dem besten Capuccino der Welt – einer der Hauptgründe warum ich nach wie vor gerne an den Gardasee fahre.
Dieses Mal jedoch, war in der ersten Woche von dem berüchtigten Vento nichts zu sehen. Hoffnungsvoll fuhren wir jeden Morgen von Torbole nach Malcesine, nur um dann das dortige laue Lüftchen mit unseren großen Segeln zu surfen. Sechs oder gar acht Windstärken? Fehlanzeige! Antoine mit seinem weltbesten Capuccino? Fehlanzeige!
Da ich frühmorgens also nicht auf meine Kosten kam, wurde auch die Ora für mich wieder interessant. So zog ich jeden Nachmittag mit einer ganzen Schar weiterer Windsurfer an das Ufer, baute ohne großes Überlegen mein größtes Segel (5,9 Quadratmeter) auf und pumpte mich wie ein Verrückter ins Gleiten.
So überstand ich die ersten paar Tage relativ zufrieden, doch es dauerte nicht lange bis neben dem Vento auch die Ora ihren Dienst einstellte. Selbst das größte Segel meines Vaters (8,3 Quadratmeter) brachte mich kaum mehr ins Gleiten und mit jedem Meter, den ich nur dümpelnd anstatt gleitend zurücklegte, wuchs mein Frust.
So musste ein Alternativ-Programm her und neben Laufen, Beach-Ball und Speedminton ging es wieder zum Klettersteigen. Nachdem meine Mutter nämlich unsere Videos vom Via Ferrata Che Guevara oder vom Tegelberg gesehen hat, wollte sie das Klettersteigen selber einmal ausprobieren.
Wie sie sich dabei geschlagen hat und ob ich doch noch ausreichend aufs Wasser gekommen bin, erfahrt ihr morgen im zweiten Teil des Gardasee-Berichts. Stay tuned!