Meine Artikel zu unserer Skandinavien Rundreise fanden großen Zuspruch. Daher habe ich mich entschlossen, die Artikel in einer Seite zusammenzufügen:
Nach mehreren Jahren Cold Hawaii stand fest: Um über den geografischen Tellerrand hinauszublicken, muss eine große Skandinavien Rundreise her! So sehr uns Klitmøller und Co. gefallen, so wussten wir auch, dass wir bisher nur einen Hauch des skaninavischen Flairs gekostet hatten. Und daher hatten wir für unseren Skandinavien Rundreise folgende Ziele:
- Wir wollten die klassischen skandinavischen Länder Dänemark, Schweden und Norwegen bereisen
- Keine Straße sollte zweimal befahren werden, um möglichst viele Eindrücke sammeln zu können
- Um den Alltag zu entfliehen, wollten wir die Route nur grob planen und uns auf unserem Roadtrip möglichst viel treiben lassen
- Mit Städtetrips, Wanderungen und Surftagen wollten wir die komplette Bandbreite Skandinaviens erleben
- In unserem Surfbus „Werner“ wollten wir die gesamten drei Wochen durch Skandinavien reisen und darin wohnen
Um all diese Ziele zu erfüllen, begannen schon früh die Vorbereitungen: Der Bus wurde nochmals teilweise umgebaut, mit Toilette, Kocher und jede Menge Gas zum Kochen ausgerüstet. Wir kauften uns neue Schlafsäcke, um auch in kalten skandinavischen Nächten nicht frieren zu müssen und natürlich machten wir uns auch jede Menge Gedanken über eine mögliche Route.
Wie gesagt, wir wollten nicht bis in das kleinste Detail planen, aber eine grobe Routenplanung musste sein. Und so entschlossen wir uns, unsere Reise entlang der großen Metropolen Kopenhagen, Göteborg, Oslo, Bergen und Stavanger zu gestalten. Damit hätten wir die Städte schon einmal abgedeckt und in der Tat würden wir so keine Straße doppelt nehmen müssen. Ideale Voraussetzungen für unsere Skandinavien Rundreise.
Obwohl ich sonst in allen Lebenslagen der absolute Planer bin, schaffte ich es, mir ansonsten nicht allzu viele Gedanken über den Urlaub zu machen. In der Tat hatte ich keinen blassen Schimmer, was uns erwarten würde oder welche sehenswerte Orte uns auf unserer Route noch begegnen sollten. Außer den drei Wochen die wir insgesamt Zeit hatten, hatten wir auch keinen genaueren Zeitplan.
Und so starteten wir vormittags in München los und fuhren auf bekannten Wegen Richtung Kopenhagen. Den Weg kannte ich mittlerweile auswendig, doch bei Kolding verließen wir die ausgetretenen Pfade. Nach ein paar Stunden Schlaf ging es über den Størebelt weiter Richtung Kopenhagen.
Da Stefan zur selben Zeit in Klitmøller ankommen sollte, wagte ich auf einen Blick auf die Forecast und stellte ärgerlich fest, dass es in Cold Hawaii ordentlich ballern sollte. Doch ein weiterer Blick auf die Karte zeigte mir, dass es auch nördlich von Kopenhagen ordentlich pfiff. Ein weiterer Blick in den Windsurfing Atlas offenbarte mir, dass es dort auch einige erstklassige Wavespots zu geben schien und nach nicht mal zwölf Stunden wurde die geplante Route unserer Skandinavien Rundreise über den Haufen geschmießen: Anstatt nach Kopenhagen zu fahren, fuhren wir an die Nordküste um ausgiebig surfen zu gehen.
An der Küste angekommen, konsultiere ich noch ein paar Locals und wir fuhren nach Rågeleje. Die Fahrt an der Küste entlang offenbarte, dass sich schon dieser Teil Dänemarks deutlich von der Region um Cold Hawaii unterscheidet. Keine ausgiebigen Dünenlandschaften entlang der Küste, sondern eher flach und touristisch geprägt. Dort angekommen, waren schon einige Windsurfer auf dem Wasser und ich ließ mir mit dem Aufriggen keine Zeit.
Feinster Sand – ein weiterer, jedoch angenehmer Unterschied zu Cold Hawaii – knirschte unter meinen Füßen auf dem Weg zum Wasser. In entspannten 1,5 Meter hohen Wellen tobte ich mich ordentlich aus und die Urlaubsstimmung setzte endgültig ein.
Da auch der kommende Tag Wind und Wellen versprach, suchten wir uns in der Nähe des Spots einen schönen Campingplatz. Direkt hinter einer hohen Klippe bezogen wir unser Quartier und genoßen den ersten richtigen Abend zu Beginn unserer Skandinavien Rundreise. Die gleißende Abendsonne legte die Klippe in ein goldenes Licht und schuf so eine magische Stimmung.
Nach der ersten richtigen Nacht in unserem Surfbus Werner ging es am nächsten Morgen nach einem ausführlichen Frühstück zurück an den Spot. Leider konnte der Wind und die Wellen nicht ganz das Niveau des Vortages halten, so dass ich nicht das bekam, was ich mir erhofft hatte. Nichtsdestotrotz hatte ich ein weiteres, wunderschönes Fleckchen Erde kennengelernt und nach zwei Tagen an der Küste nördlich von Kopenhagen, machten wir uns auf den Weg in die dänische Hauptstadt.
Nach windigen ersten Tagen und einem ausgiebigen Abstecher an die Nordküste, fuhren wir zu unserem eigentlich ersten Ziel: Kopenhagen!
Wir bezogen einen Campingplatz leicht außerhalb der Stadt und bei strahlendem Sonnenschein liehen wir uns für die Fahrradhauptstadt Europas – natürlich – Fahrräder aus, um die Stadt zu erkunden. Auf Fahrradwegen, die breiter sind wie die meisten Fußgängerwege in Deutschland, kamen wir in beinahe jeden Winkel der Stadt: Papierfabrik und der dazugehörige Food-Market, die Erlöserkirche, die kleine Meerjungfrau und und und…nichts war vor uns sicher. Auch am zweiten Tag erkundeten wir die letzten Ecken der Stadt und schlugen uns den Magen auf dem Food-Market voll. Doch mich drängte es weiter nach Schweden, denn für abends war starker Wind aus Südost vorhergesagt und so hoffte ich, Wind und Wellen in Südschweden zu erwischen.
Vorbei am Stadtstrand und eifrigen Windsurfschülern ging es über die Øresundbrücke nach Schweden. In Schweden ging es an goldenen Weizenfeldern, einsamen Höfen und kleinen Touristendörfchen Richtung Mossbystranden, ein Wavespot in Südschweden. Dort angekommen stellten wir erfreut fest, dass wir nicht die ersten waren, die auf den Wind warteten. So kam man mit den äußerst freundlichen schwedischen Locals ins Gespräch und ich bekam den ein oder anderen Geheimtip für die hoffentlich noch kommenden windigen Tagen an der Küste Schwedens.
Da wir laut Forecast noch Zeit hatten, genossen wir erst einmal ein typisch skandinavisches Softeis und spazierten durch den extrem feinen Sand. Doch langsam wurde ich ungeduldig, da zwar eine leichte Brise ging, diese aber auch nicht mehr zu werden schien. Und so wartete ich ungeduldig darauf, dass der versprochene Sturm einsetzte. Stunde um Stunde wartete ich, aber der Wind wurde einfach nicht stärker. So trieb mich die Verzweiflung mit dem größtmöglichen Segel aufs Wasser um zumindest ein paar Böen zu erwischen. Schon fast im Dunkeln riggte ich ab und wir suchten uns einen Schlafplatz.
Unter großzügiger Auslegung der skandinavischen Jedermannsrechte fanden wir einen Schlafplatz zwischen Dünen direkt am Meer. Vom Bett aus, mit Blick auf die Ostsee kochten wir unser Abendessen, ehe wir uns in unseren Surfbus mumelten. Besser könnte unsere Skandinavien Rundreise zum jetzigen Zeitpunkt kaum sein.
Am nächsten Morgen ging es über Trelleborg, inklusive einem Besuch der wieder-aufgebauten Vikingerfestung zurück an die schwedische Westküste. Natürlich hoffte ich inständig auf ordentliche Surfbedingungen entlang der Küste in Richtung Norwegen. Denn informierte Surfer wissen: die schwedischen Wavespots zählen mit zu den besten Europas.
So legte ich gleich am ersten richtigen Tag in Schweden ordentlich Strecke gen Norden zurück, um den ein oder anderen Tag für eine ausgiebige Surfsession zu gewinnen. Vorbei an Malmö und Helsingborg ging es fast bis nach Halmstad, ehe wir uns auf einem beschaulichen Campingplatz einfanden. Wir genossen den Sonnenuntergang über der spiegelglatten Nordsee und dabei keimte in mir die Sorge auf, dass sich mir in Schweden keine Bedingungen zum Surfen mehr bieten würden.
Mit dieser Sorge im Hinterkopf checkte ich am nächsten Morgen gleich sämtliche Wetter- und Windvorhersagen und meine Befürchtungen bestätigten sich: für mindestens eine Woche würden weder Wind noch Wellen die schwedische Westküste treffen und so zerschlugen sich meine Hoffnungen nach den grandiosen schwedischen Surfbedingungen. Zum Glück sollte unsere Skandinavien Rundreise kein reiner Surfurlaub werden.
Nun stellte sich die Frage nach der weiteren Route: Schweden ausgiebig erkunden und darauf hoffen, dass der Wind irgendwann zurückkehren würde? Dies würde aber auch bedeuten, dass für Norwegen nicht mehr allzu viel Zeit bleiben würde. Oder aber Schweden möglichst schnell hinter sich lassen und auf Bedingungen zum Surfen in Norwegen hoffen?
Da uns die schwedische Westküste landschaftlich bisher nicht wirklich zusagte, entschlossen wir uns, schnurstracks weiter gen Norwegen zu fahren. So kamen wir noch am selben Tag in Göteborg an. Ausgestattet mit einem 24-Stunden-Ticket erkundeten wir abends die Stadt und bei Sonnenuntergang machten wir eine kleine Bootsrundfahrt mit den öffentlichen Personenfähren. Damit sparten wir uns die Rundfahrten mit den vergleichsweise teuren Touristenbooten und dennoch bot sich uns der selbe schöne Ausblick!
Am nächsten Tag hatten wir uns in Göteborg nochmals einiges vorgenommen. Um dieses Programm zu schaffen, fuhren wir gleich in der Früh auf den lokalen Fischmarkt, die sogenannte Feskekörka. Gestärkt von geräuchertem Lachs in unzähligen Geschmacksvarianten machten wir uns auf den Weg in das Schifffahrtsmuseum und anschließend ins Maritiman. Dieses Museum besteht aus mehreren zusammengetäuten Schiffen, die man in Eigenregie von den Maschinenräumen bis zur Brücke erkunden kann.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen, dem mittlerweile obligatorischen Softeis und einem kurzem Shoppingtrip ließen wir Göteborg hinter uns und bahnten uns weiter den Weg Richtung Norden.
Kaum aus Göteborg heraus änderte sich die Landschaft radikal. Anstatt weiten und flachen Landschaften und langläufigen Stränden durchzogen erste kleine Fjorde die Landschaft und alles wirkte deutlich rauer. Dies gefiel uns gleich deutlich besser und wir waren froh, so früh den Weg Richtung Norden eingeschlagen zu haben.
Doch ehe wir Schweden endgültig hinter uns lassen wollten, besuchten wir am nächsten Tag den Wildpark Nordens Ark. Die „nordische Arche“ hat sich darauf spezialisiert, nur vom Aussterben bedrohte Arten zu halten und deren Fortbestand auch in der Freiheit zu fördern. Neben roten Pandabären, Schneeleoparden und Luchsen konnte man auch Tiger, Vielfraße und viele weitere Arten bestaunen. Nach dem Besuch der Nordens Ark machten wir uns direkt vom Parkplatz aus auf den Weg eines sogenannten Ecotrails. Diese Wanderwege führen durch Landschaften, die renaturiert wurden und die ursprüngliche Flora darstellen sollen. Entlang der Küste und hoch durch den Wald gelangten wir zu einer schönen Aussichtsplattform über die gesamte Landschaft.
Anschließend ging es schnurstracks weiter. Nach nicht einmal einer Woche überquerten wir die Grenze nach Norwegen. Noch ganze zwei Wochen hatten wir also nun Zeit für unser nördlichstes Ziel unserer Skandinavien Rundreise.
In Norwegen angekommen, kommt man an Oslo kaum vorbei und so legten wir in der norwegischen Hauptstadt einen Tagesstopp ein. Strahlender Sonnenschein begrüßte uns in aller Früh und vom Holmenkollen hatte meine eine herrliche Aussicht über die Stadt und den dazugehörigen Oslofjord.
Mit der U-Bahn ging es in das Zentrum der Metropole und Schritt für Schritt klapperten wir die klassischen Sehenswürdigkeiten ab: das Rathaus, die Festung Akershus, das Opernhaus, das Vikingerschiff-Museum und den Skulpturenpark. Zwischendrin stärkten wir uns in einem Restaurant und die lokalen Preise ließen mein Herzinfarktrisiko in die Höhe schnellen. Die hohen Preise wurden durch das leckere Essen entschädigt und so verließen wir noch am selben Abend Oslo satt und voller neuer Eindrücke.
Schon kurz nach Oslo begann das Norwegen, das wir uns erhofft hatten: Endlose Straßen, immer entlang von Fjorden oder reißenden Flüssen. Wilde Landschaften, unterbrochen von hunderten von Wasserfällen oder markanten Felsvorsprüngen. Die Eindrücke steigerten meine Vorfreude auf die kommenden Etappen unserer Skandinavien Rundreise.
Wir genossen die Fahrt durch Norwegen auch wenn wir eine neue Erfahrung machen mussten: In Norwegen misst man die Entfernung nicht in Kilometern, sondern in der Zeit die man benötigt um zum Ziel zu gelangen. Vier Stunden für 200 Kilometer sind hier keine Seltenheit. Am Anfang musste ich mich daran erst gewöhnen, doch stellte sich dies mit der Zeit als die größte Hilfe zur Entschleunigung und Entspannung heraus. So hatte man alle Zeit der Welt um die atemberaubende Natur auch vom Auto aus bewundern zu können.
Apropo Natur: Vergleichbares hatten wir noch nicht gesehen. Derart wild und unberührt findet man in Zentraleuropa kaum noch Landschaften. Ein atemberaubendes Erlebnis! Verstärkt wurde dies dadurch, dass jeder Fjord seine eigene Charakteristik aufweist. So fuhren wir durch Landschaften, die uns an den Gardasee oder Sardinien erinnerten und einige Kurven später schien es, als würden wir durch die schottische Hochebene fahren. Reizüberflutung garantiert! Genau das hatten wir uns von unserer Skandinavien Rundreise erhofft.
Von Oslo aus fuhren wir nach Marifjøra. Da wir erst abends in Oslo starteten, stoppten wir für die Nacht auf einem der unzähligen schönen und gepflegten Rastplätze Norwegens. Mit grandioser Aussicht auf einen spiegelglatten Stausee wachten wir am nächsten Morgen auf und machten uns an die letzten 150 Kilometer – oder besser gesagt an die letzten 2.5 Stunden. In Marifjøra angekommen, bezogen wir einen der schönsten Campingplätze unserer Tour. Direkt am türkisblauen Lustrafjord gelegen mit atemberaubender Aussicht auf den 218 Meter hohen Feigefossen-Wasserfall. Den restlichen Tag ließen wir die Seele baumeln und entspannten bei weiterhin strahlendem Sonnenschein.
Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, da wir uns zu einer vierstündigen Kajaktour angemeldet hatten. Die Besonderheit an dieser Tour: Sie führt in die Nähe einer Robbenkolonie, die hier, 180 Kilometer vom offenen Meer entfernt, ihr zuhause gefunden hat. Auf den Weg dorthin erfährt man viel über die Entstehung der Fjorde, deren sensibles Ökosystem und über das Leben in Norwegen. So verging die Zeit wie im Fluge und nach knapp zwei Stunde bekamen wir tatsächlich Robben zu sehen. Die neugierigen Tiere schwamen um unsere Kajaks herum und man hatte regelrecht Probleme die flinken Tiere vor die Kameralinse zu bekommen. Dass es in der Zwischenzeit das Regnen angefangen hatte, störte uns in diesem Moment kaum. Nach vier Stunden waren die Arme schwer und der Rücken schmerzte, vorbei war dieser Tag aber noch lange nicht.
Unser Guide empfahl uns den Nigardsbreen, einen Ausläufers des Jostedalsbreens zu besuchen. Dieser Gletscher ist Europas größter Festlandgletscher und von Marifjøra innerhalb einer Stunde zu erreichen. Dass der Nigardsbreen auch noch einer der leicht zugänglichsten Gletscher ist, kam uns nach diesem schon anstrengenden Tag sehr entgegen. Schon nach einer kurzen Wanderung standen wir vor dem tiefblauen Eis. Riesengroß züngelt sich der Gletscher durch das tiefe Tal und spuckt Unmengen an frischem Gletscherwasser aus. Ein beeindruckendes Erlebnis aber auch gleichzeitig sehr bedrückend, wenn man bedenkt, dass der Nigardsbreen dank des Klimawandels innerhalb weniger Jahre um mehrere hundert Meter abgeschmolzen ist.
Nach diesem erlebnisreichen Tag machten wir uns auf den Weg nach Bergen. Die Stadt ist Ausgangsort und Ziel vieler Kreuzfahrtschiffe, was wir leider zu spüren bekamen. Bergen quoll regelrecht über vor Touristen und so kehrten wir der Stadt nach knapp einem halben Tag wieder den Rücken.
Der ursprüngliche Plan sah vor, von Bergen schnurstracks nach Stavanger zu fahren. Doch im Internet stießen wir auf den Buarbreen, einen Ausläufer des Folgefonna-Gletschers und entschlossen uns, dorthin zu fahren.
Also ging es von Bergen nach Odda wieder ein Stück ins Landesinnere zurück. Von Kvanndal setzten wir mit der Fähre nach Utne über und fuhren an Aga vorbei Richtung Odda. Auch dieser Fjord war wieder anders als alle anderen bisher und die unzähligen Apfel- und Obstplantagen entlang des Fjordes vermittelten einen mediterranen Eindruck.
An Odda vorbei Richtung Süden zeigte uns schon bald ein Schild mit der Aufschrift Buarbreen den Weg zum Gletscher. Über eine schmale Zufahrtsstraße kommt man an den kostenpflichtigen (ca. 15€/Tag) Parkplatz, der auch Ausgangspunkt der Wanderung ist. Schon vom Parkplatz aus sieht man den Gletscher in mehreren hundert Metern Höhe auf den Gipfeln liegen. Nicht umsonst sollte diese Wanderung deutlich anspruchsvoller werden als zum Nigardsbreen.
Da es mittlerweile sinnflutartig regnete, entschlossen wir uns die Wanderung auf den kommenden Tag zu verschieben. Also wurde ausgiebig gekocht, gegessen und gechillt, ehe wir dem immer lauter werdenden Ruf des Bettes folgten.
Unsere Entscheidung die Wanderung zu verschieben, sollte sich als goldrichtig herausstellen: Am nächsten Morgen begrüßte uns strahlender Sonnenschein. Im Licht der Morgensonne wirkte der Buarbreen noch beeindruckender und nach einem kurzen Frühstück machten wir uns auf den Weg.
Die Wanderung führt immer am reißenden Gletscherfluss entlang oder auch mal über diesen drüber und nach jeder Kurve wartet ein noch besserer Ausblick auf den Gletscher, der einen magisch anzuziehen schein. Unaufhörlich kommt man dem mächtigen Eis näher und muss dafür einige Kletterpassagen, die mit Tauen gesichert sind, meistern. Gute Ausrüstung ist hier Pflicht! Insgesamt eine der schönsten Wanderungen, die ich bisher gemacht habe. Für die knapp 2,5 Kilometer und 430 Höhenmeter benötigten wir knapp 1,5 Stunden.
Oben angekommen ließ uns der im wahrsten Sinne des Wortes eiskalte Wind frieren und wir genossen das Panorama: Vor uns eine Steilwand, umschlungen vom blauen Gletschereis, neben uns reißende Flüsse und hinter uns ein traumhafter Weitblick durch das grüne Tal bis hinunter zu einem tiefblauen See. Nachdem wir uns sattgesehen hatten, machten wir uns wieder an den Abstieg. Während wir die Tour schon fast hinter uns hatten, kamen uns nun die ersten Massen an Touristen entgegen und wir waren froh den Weg und den Gletscher ganz für uns alleine gehabt zu haben.
Von Odda aus machten wir uns nun auf den Weg in Richtung Stavanger. Mit dieser Stadt hatten wir uns nicht wirklich befasst, sie entpuppte sich aber als quirlliges und schönes kleines Städtchen. Nach einem Bummel durch die Stadt und einer Stärkung in einem leckeren Burger-Restaurant grübelten wir über den weiteren Plan.
Wir wollten auf jeden Fall noch auf den Preikestolen, aber für die nächsten Tage kündigte sich heftiger Starkregen an. Wir dachten über Alternativen nach und dabei fiel mein Blick auf Lista. Der Spot im Südwesten Norwegens soll einer der schönsten und radikalsten Wavespots Norwegen sein und für die nächsten Tage kündigten sich dort traumhafte Windsurfbedingungen und schönes Wetter an. Die Entscheidung war innerhalb weniger Sekunden gefallen!
So verließen wir Stavanger in Richtung Süden und in Vorfreude auf die kommenden Tage brach mein Windsurffieber wieder aus. In der Tat strahlte in Lista die Sonne und ich machte mir einen ersten Eindruck vom Spot. Lista besteht vollständig aus großen Steinen und einer Felsplatte. Die Strömung drückt direkt an die Mole und die Welle bricht kraftvoll. Da Mole und der felsige Strand aus den selben Steinen sind, fällt die Orientierung besonders schwer. Kein Zweifel, ein Spot für Experten!
Glücklicherweise fanden sich noch zwei norwegische Locals ein, die mich mit wertvollen Tipps über den Spot versorgten und kurze Zeit später fand ich mich endlich auf meinem Windsurfboard wieder. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit hatte ich die beste Session seit Langem: bis zu drei Meter hohe Wellen mit Wind von rechts, Wind für mein 4.7er und nur zu dritt auf dem Wasser. Besser könnte es kaum sein. Auch wenn nach Aussage der Locals die Windrichtung nicht 100%ig passte und Lista eigentlich noch besser werden kann, war ich total begeistert. Auch am nächsten Tag tobte ich mich in Lista nochmal aus und mir war klar, dass ich den Spot sicherlich nicht zum letzten Mal besucht haben werde.
Nach knapp zweieinhalb Tagen in Lista checkten wir wieder das Wetter und siehe da: der Starkregen über Stavanger hatte sich verzogen und für die nächsten Tage kündigte sich schönes oder zumindest trockenes Wetter an. Also fuhren wir wieder zurück in Richtung Stavanger. In der Zwischenzeit hatten wir uns ausgiebig informiert und wussten, dass der Preikestolen heillos von Touristen überlaufen ist. Um diesen Massen zu entgehen, wollten wir den Preikestolen in der Nacht hochwandern und in der Früh den Sonnenaufgang über dem Lyseboten-Fjord genießen.
Gesagt, getan und am folgenden Tag machten wir uns um halb drei in der Früh auf den Weg. Ausgerüstet mit Stirnlampen, Taschenlampen und Gaslaternen stiegen wir die knapp 600 Höhenmeter zum Preikestolen nach oben. Die Route nicht sehr anspruchsvoll und verläuft meistens auf künstlich angelegten Wegen. Daher ist die Wanderung auch in der Nacht gut möglich. Der klare Himmel zeigte seine Sterne in voller Pracht und am Horizont leuchtete Stavanger. Das waren Eindrücke, wie ich sie auf einer Wanderung noch nie gemacht habe.
Fast eine Stunde vor Sonnenaufgang kamen wir am Preikestolen an und stellten fest, dass wir nicht die einzigen waren, die auf die Idee mit dem Sonnenaufgang gekommen bin. Mehr als zehn kleine Zelte standen um den Preikestolen herum und mit den anderen Nachtwanderern war der Preikestolen schon in der Früh mit circa 30 Wanderern gut besucht. Wir wanderten am Preikestolen vorbei um von weiter oben einen noch besseren Blick zu haben.
Wir fieberten den Sonnenaufgang entgegen, doch leider trübte sich der Himmel zunehmend ein. Dies war weiter nicht schlimm, denn am Horizont blieb ein schmaler Streifen frei und als sich die Sonne über die Berge schob und genau durch diesen Streifen schien, wurde der ganze Fjord beleuchtet. Alles lag in einem goldenen Licht ehe wenige Minuten später die Sonne hinter den Wolken verschwand und der Zauber sein Ende fand.
Nach dem Sonnenaufgang stiegen wir wieder zum Preikestolen herab und blickten über die Kante über 600 Meter in die Tiefe. Beeindruckend!
Gegen 7:30 Uhr in der Früh machten wir uns wieder auf den Weg nach unten und nach einem ausführlichen Frühstück direkt am Fjordufer hieß es ersteinmal Schlaf nachholen.
Damit ging auch unsere große Skandinavien Rundreise nach fast 6000 Kilometern zu Ende und wir fuhren in Richtung Kristiansand um mit der Fähre nach Dänemark überzusetzen und zurück nach München zu fahren.
Wie war er also unsere Skandinavien Rundreise: Auch wenn wir der groben Route tatsächlich relativ genau folgten, erlebten wir einiges woran wir im Vorfeld im Traum nicht gedacht hätten. Weder hatten wir Gletscherwanderungen auf dem Schirm, noch Kajaktouren mit Seerobben. Wir sammelten Unmengen an Eindrücken und im Endeffekt entpuppte sich die Skandinavien Rundreise als die richtige Mischung zwischen Städtetrip und Urlaub zwischen Berg und Meer. Genau so hatten wir uns die Skandinavien Rundreise erhofft. SURFANDCLIMB halt….