Kristallklares Wasser, spotnahe Infrastruktur, chillige Bars und Restaurant und am Wichtigsten: eine grandiose Windsicherheit! All das könnt ihr in Viganj haben und so einen traumhaften Urlaub genießen! Alle Infos dazu gibt es nun in meinem ausführlichen Spot Guide Viganj. Viel Spaß beim Lesen! :)
Lage und Anreise
Der Windsurf- und Wing Foil Spot Viganj liegt ganz im Süden Kroatiens am Ende der Halbinsel Pelješac. Dort liegt das winizige ehemalige Fischerdorf Viganj eingebettet zwischen Bergen, dem Meer und der gegenüberliegenden Insel Korčula. Dadurch ergibt sich eine traumhafte und schöne Lage. Einziges Manko: Durch die nur circa 2 km gegenüberliegende Insel Korčula entsteht eher ein See-Feeling als das Gefühl des endlosen Meeres. Da aber nur so die Thermik entsteht, ist dies ein Wehrmutstropfen, den jeder Surfer gerne hinnimmt.
Diesen traumhaften Spot muss man sich aber – unabhängig vom Verkehrsmittel – mit einer langwierigen und vor allem teuren Anfahrt erarbeiten:
Mit dem Auto:
Die Anfahrt von München aus dauert nach Viganj circa 10-12 Stunden reine Fahrzeit und führt durch den stauträchtigen Karawankentunnel. Hinzu kommen Maut in Österreich, Sondermaut für den Karawankentunnel auf österreichischer und slowenischer Seite sowie die Autobahngebühren in Kroatien. Mit unserem Wohnmobil haben wir so schnell 100 für eine Strecke an Mautgebühren zahlen müssen. Die letzte Stunde ab der Pelješac-Brücke, ist ein mühsames Serpentinen-Gefahre, welches nach der eh schon langen Fahrt, auch den letzten Geduldsfaden reißen lässt.
Mit der Bahn:
Der südliche Teil Kroatiens ab Split verfügt tatsächlich über keinerlei Zugverbindungen, geschweige denn die dafür notwendige Infrastruktur. Daher ist eine Anreise per Bahn leider ausgeschlossen.
Mit dem Boot:
Die Pelješac-Halbinsel wird von mehreren Fährverbindungen angesteuert. So kann man von Split über Brac nach Tripanj reisen und verkürzt so zumindest das langsame Serpentinen-Gegurke am Schluss auf eine halbe Stunde. Auch von Ploce fährt eine Fähre nach Tripanj. Da die Pelješac-Brücke das Übersetzen per Auto deutlich schneller und ohne Wartezeiten ermöglicht, war dies für uns keine wirkliche Alternative.
Mit dem Flugzeug:
Die neben dem Auto beste Alternative ist tatsächlich (und auch leider) das Flugzeug. Direktflüge nach Dubrovnik gibt es von beinahe jedem größeren deutschen Flughafen mit Lufthansa. Von dort ist man mit Mietwagen in 2,5 Stunden Fahrt in Viganj. Die Flotten der Verleiher sind topaktuell. Um Diskussionen bei der Rückgabe des Fahrzeuge zu vermeiden, empfiehlt es sich eigentlich immer, eine Vollkaskoversicherung abzuschließen.
Wind
Kommen wir zum wohl wichtigsten Kapitel des Spot Guide Viganj: den Windsystemen und deren Zuverlässigkeit.
Windsysteme:
Zum Wing Foilen in Viganj sind, je nach Jahreszeit, bis zu 3 Windsysteme entscheidend: der Maestral, der Jugo oder auch Scirocco und die Bora.
Maestral:
Der Maestral ist die lokale Sommerthermik aus West oder Nordwest. Die Thermik entsteht aufgrund des Temperaturunterschiedes über dem kälteren Meer und den sich tagsüber erwärmenden Landmassen Pelješacs und Korčulas. Je größer der Temperaturunterschied, desto stärker wird die Thermik. So ist es im Frühsommer zwischen Mai und Ende Juni gängig, dass der Maestral bis zu 20 Knoten stark wird, während er sich im Hochsommer meistens so um die 15 Knoten einpendelt. Gegen Herbst wird der Maestral wieder stärker, ehe er ab Ende Oktober den Winter über nur sehr sporadisch vorkommt.
Der Maestral ist zudem der ideale Wind für Langschläfer und Familien. Er setzt in den Sommermonaten sehr zuverlässig am frühen Nachmittag ein. So können auch Nicht-Surfer und Familien den ruhigen Morgen und Vormittag am Strand genießen. Je heißer die Nächte und Tage, desto später setzt der Maestral ein, ehe er mit Sonnenuntergang wieder abflaut.
Jugo / Scirocco:
Der Jugo ist ein überwiegender Winterwind, der bei entsprechenden Wetterlagen aber auch im Sommer auftreten kann. Der warme Wind aus Südost wird durch die Meerenge verstärkt und Windstärken um die 30 Knoten sind dann keine Seltenheit. In der Hauptsaison zwischen Mai und August tritt der Jugo nur vereinzelt auf. Jugo-Lagen zeigen relativ zuverlässig aufziehende Schlechtwetterlagen an, welche mit Gewitter und Regen am Ende dann auch den Jugo zum Erliegen bringen.
Bora:
Der bekannteste Wind Kroatiens, die Bora, kann man auch in Viganj antreffen. Die Bora aus Nordost fällt meistens über die Berge in die Meerenge und wird dort noch einmal verstärkt. Dieser doppelte Düseneffekt, führt zu Windstärken jenseits der 30 Knoten, selbst wenn Windfinder und Co. unter Umständen nur 15 bis 20 Knoten vorhersagen. Die Bora tritt in den Sommermonaten vereinzelt auf und ist vor allem im Herbst und Winter regelmäßiger Gast in Viganj.
Beste Reisezeit
Sommerwinde, Winterwinde, Schlechtwetterwinde und Thermik…ja wann soll man nun nach Viganj reisen? Ich persönlich würde eine Reise zwischen Mai und Ende September absolut empfehlen. Dort hat man eine extrem hohe Windsicherheit, gepaart mit stabilen Hochdrucklagen, warmen Tagestemperaturen und angenehmen Nachttemperaturen. So hatte ich zum Beispiel zwischen Mitte August und Anfang September in unserem dreiwöchigen Urlaub vor Ort 21 Tage am Stück jeden Tag Wind und war jeden Tag fleißig am Wing Foilen.
Die Surfschule „Water Donkey“ veröffentlicht seit Jahren eine extrem detaillierte Windstatistik. Dort sieht man, dass in den Sommermonaten gerade das Zusammenspiel der drei beschriebenen Windsysteme für maximale Windausbeute sorgt. So gab es zum Beispiel zwischen Mitte Juni und Mitte August 2022 62 Tage am Stück mit mehr als 10 Knoten. Mehr Windsicherheit beim Wing Foilen geht fast nicht.
Spotcharakteristik
Durch die nahe vorgelagerte Insel Korčula und dem daher fehlenden Weitblick über den Ozean, fühlt es sich oft mehr nach See, denn nach Meer an. Da die Strände größenteils sehr schmal sind, kann es mit dem Material an Land schnell mal sehr eng werden. Mit der moderaten Sommerthermik hat man meist nur leichten und flachen Wind-Chop. Die schmale Meerenge und die zuverlässige Thermik machen Viganj zum idealen Revier, um mit dem Wing Foilen anzufangen.
Anders kann es bei den seltenen Bora-Lagen ausschauen. Knallt die Bora mit weit über 30 Knoten durch die Meerenge, entstehen schnell steile und ca. 50 bis 75 Zentimeter hohe Sprungschanzen. Dann ist die Bucht eindeutig den Könnern vorbehalten.
Ebenso anspruchsvoll kann der Spot werden, wenn nach derartigen Bora-Lagen der Wind wieder dreht und dann Wellen aus zwei oder gar drei Richtungen für absolutes Kabbel-Chaos sorgen. Derartige Tage sind aber sehr selten und meistens beruhigt sich das Meer recht schnell innerhalb eines Tages.
Insgesamt ist der Wing Foil Spot also bestens geeignet für Anfänger und Fortgeschrittene. Auch Experten können dort Spaß haben, aber die eher moderate Sommerthermik begrenzt das Trick-Potential ein wenig. An den Bora-Tagen aber können Cracks ihr komplettes Trick-Repertoire abfeuern!
Gefahren und Sicherheit
Auch wenn ich im vorherigen Kapitel schon verraten habe, dass der Spot Anfänger-geeignt ist, möchte ich noch einmal dezidiert auf das Sicherheitsniveau und die Gefahren am Spot eingehen. Die gute Nachricht vorweg: Der Spot ist insgesamt sehr sicher, hat aber auch seine 2 – 3 Tücken, die man kennen sollte.
Der Spot Viganj ist aufgrund der Untergrundbeschaffenheit – feiner Kies – frei von Seeigeln. Das ist für kraotische Verhältnisse nicht unbedingt üblich und so sind Schuhe kein zwingender Muss. In Viganj gibt es zwei große Surfschulen, die auch einen Rettungsservice anbieten, so ist im Zweifelsfall auch schnell Hilfe vor Ort. Da zudem das Wasser überwiegend ruhig ist (siehe obiges Kapitel), haben wir in unseren 3 Wochen auch keine gefährlichen Strömungen entdecken können. Untiefen gibt es ebenso wenig, so dass Foil und Board auch keinen Grundkontakt zu befürchten haben.
Auf zwei Aspekte möchte ich aber eingehen, die man beim Wing Foilen in Viganj aber auf jeden Fall beachten muss: Zum einen den Bootsverkehr und zum anderen Gewitterlagen.
Die Meerenge zwischen Viganj und Korčula ist eine hochfrequentierte Wasserstraße: Segelboote, Schnellfähren, Fischerboote und sogar riesige Kreuzfahrtschiffe sind hier die Regel. Zwar fahren diese aufgrund der Wassertiefe eher auf Seite der Insel Korčula, so dass ausreichend Platz zum Fahren und Foilen bleibt, doch gerade mit der eingeschränkten Sicht beim Wing Foilen, sollte der Blick regelmäßig nach Luv und Lee gehen, um derartige Boote frühzeitig zu entdecken.
Zudem können Gewitter in Viganj tückisch sein. Zum einen kann es sein, dass man Gewitter aufgrund der bergigen Umgebung sehr spät entdeckt. Zum anderen schläft der Wind beim ersten Regentropfen sofort ein. Wer dann noch auf dem Wasser ist, kann nur noch schwimmend zurück oder muss von den Rettungsbooten der Surfschulen aufgegabelt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Gewitterfronten häufig entgegen der lokalen Thermik bewegen. Ein scharfer Blick und im Zweifelsfall mehr Vorsicht als Nachsicht sind an entsprechenden Tagen unbedingt erforderlich!
Wohnen
Viganj war einmal ein beschauliches Fischerdörfchen, welches sich durch den Surftourismus massiv gewandelt hat. Zwar hat es einen Teil seines ursprünglichen Charmes behalten, doch richtete sich das Leben im Dorf massiv an den Touristen aus. Daher mangelt es nicht an Campingplätzen und Appartments.
Campingplätze:
Innerhalb eines Kilometers finden sich 2 Campingplätze und 3 weitere Stellplätze. Die beiden Campingplätze „Camping Maestral“ und „Antony Boy“ befinden sich am Ortsausgang Viganj in Richtung Kuciste. „Antony Boy“ verfügt über sehr geordnete Parzellen und moderne und ansprechende Sanitäranlagen. Dafür sind die Parzellen dort vergleichsweise wenig beschattet. „Camping Maestral“ hingegen ist von den Parzellen etwas lockerer und auch die Sanitäranlagen sind einfacher gehalten (wenn gleich sauber und ordentlich), dafür gibt es dort deutlich mehr Schattenplätze, was vor allem im Hochsommer der Gamechanger sein kann. Beide Camoingplätze sind in Terrassen angelegt, so dass man auf dem Weg zum Wasser und zurück einige Höhenmeter bewältigen muss. Ein kleines Surf-Wagerl kann hier den Unterschied machen.
Die Stellplätze liegen alle eher weiter westlich an der kleinen Landzunge Viganj. Der Weg zum Wasser ist dort deutlich kürzer (und vor allem flach im Gegensatz zu den Campingplätzen), dafür sind die Stellplätze alle um eine Beachbar herum gelegen, wo es gerne auch mal laut werden kann. Zudem ist auch Schatten dort eher rar gesät und wir haben zahlreiche Wohnmobile gesehen, die dort von früh bis spät in der prallen Sonne stehen.
Im Endeffekt ist es also vor allem eine Frage des Geschmacks und des Budgets, ab Mitte August kann man auf jeden Fall aufgrund des hohen Angebots auch ohne Reservierung einen Stellplatz finden.
Appartments:
Da wir unsere drei Wochen auf dem Campingplatz verbracht haben, können wir über die Qualität der Appartments vor Ort leider nichts berichten. Diese sind jedoch in hoher Anzahl vorhanden und in allen Lagen und Preisklassen (direkt am Wasser mit eigener Material-Garage) bis hin zum am Berg gelegenen Palast verfügbar.
Verpflegung
In Viganj muss man definitiv nicht hungern! Auf der Strandmeile reihen sich Restaurants, Beach Bars, Creperien, eine Eisdiele und ein uriger Gemüsestand aneinander. Empfehlen können wir die Strandbar „Ciringito“, die direkt vor dem Campingplatz Maestral liegt. Dort sitzt man super entspannt unter Palmen, nur 2 Meter vom Wasser entfernt. Das Essen ist wirklich lecker; die Auswahl riesig und die Preise halten sich noch im Rahmen. Entsprechend voll und begehrt ist das Ciringito und man sollte frühzeitig reservieren. Für ein spontanes Abendessen ist auch das Restaurant „Ponta“ gut geeignet, auch wenn dort keine besondere Atmosphäre vorherrscht. Im „Karmela 1“ geht es dafür wieder deutlich ruhiger und beschaulicher zu, auch wenn die Preise etwas teurer sind.
Das Pfannkuchenhaus ist ebenfalls unbedingt einen Besuch wert, um die riesigen und günstigen Crepes zu probieren oder sich einen frischen Smoothie machen zu lassen. Für den Tagesausklang gibt es zudem eine wirklich leckere Eisdiele mit einer großen Auswahl an italienischen Süßspeisen wie Canelonni und Co. Es war schon extrem hart für uns, uns für diesen Spot Guide Viganj durch alle Köstlichkeiten durchzuprobieren! ;)
Wer lieber selber kocht und für das Notwendigste gibt es sowohl in Viganj als auch im Nachbarort Kučiste jeweils einen Minimarkt. Beide sind fußläufig in unter 10 Minuten erreichbar und führen ein ausreichend großes Sortiment. Aber Achtung: Das Preisniveau in diesen Supermärkten ist sehr hoch. Wer lieber einen Großeinkauf in einem großen Supermarkt bevorzugt, kommt um eine Autofahrt nach Orebic nicht herum.
Alternativprogramme
Hat man das Pech, dass man einen der seltenen Flautentage erwischt (oder die Muskeln zu müde zum Wing Foilen sind), findet man in der Umgebung zum Glück einiges an Alternativprogrammen:
Mehrere Taxiboote verkehren mehrmals täglich zwischen Viganj und der Inselhauptstadt Korčula. Diese kleine Stadt ist definitiv einen Besuch wert! Vor allem in der beschaulichen Altstadt findet man ruhige Cafes, Ateliers und urige Geschäfte. Die Wege innerhalb der Stadtmauern bestehen hauptsächlich aus Treppen, weshalb wir bei Reise mit Kleinkindern empfehlen, den Buggy am Besten am Campingplatz zu lassen. An der Flaniermeile auf der alten Stadtmauer reihen sich die Restaurants aneinander und man speist mit einem tollen Ausblick über das tiefblaue Meer.
Wer es auch abseits des Wing Foilens eher sportlich mag, kann die Berge der Halbinsel Pelješac besteigen. Aber Vorsicht: Von Viganj aus besteigt man alle Berge von der Südseite aus. Da die Berge keinerlei Baumvegetation haben, läuft man so die ganze Zeit in der Sonne. Genug zu Trinken, Hut und Sonnenschutz sind Pflicht!
Außerdem kann man in der Umgebung von Viganj gut Fahrrad fahren. Zwar gibt es dort keinerlei Fahrradwege, derart disziplinierte und rücksichtsvolle Autofahrer wie dort, haben wir aber selten gesehen!
Und natürlich kann man in Viganj auch Kroatien-typische Ausflüge machen: Boote ausleihen, Tauch- und Schnorchelausflüge buchen, E-Foils ausleihen oder sich auf dem Wakeboard durch die Bucht ziehen lassen.
Das war es mit dem Wing Foil Spot Guide Viganj
Ein Revier, welches bestens geeignet ist für Familien und Nichtsurfer und trotzdem den Surfern und Foilern ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Viganj ist super vielfältig und definitiv eine Reise wert. Ich hoffe, euch hat mein Wing Foil Spot Guide Viganj gefallen, in meiner Galerie gibt es noch mehr Bilder und Eindrücke von Viganj und wer weiß: Vielleicht trifft man sich dort ja mal am Spot! ;)