Neilpryde ist erst dieses Jahr, und damit vergleichsweise spät, in das Wing-Business eingestiegen. Dafür soll der Neilpryde Fly Wing aber einer der besten, kraftvollsten und komfortabelsten Wings auf dem Markt sein. Ich hatte in mehr als 20 Sessions mit mehr als 40 Stunden auf dem Foil die Gelegenheit, den Fly Wing in den Größen 4.0, 5.0 und 6.0 Quadratmetern ausgiebig zu testen. Ob der Neilpryde Fly Wing seinen Vorschusslorbeeren tatsächlich gerecht wird, erfahrt in diesem ausführlichen Testbericht.
Schauen wir uns zunächst aber erstmal die Daten und die Technologie hinter dem Neilpryde Fly Wing genauer an:
Technologie des Neilpryde Fly Wings
Der Fly verfügt über zwei feste Griffe, wovon der vordere ein sogenannter Pistolengriff ist. Dies bedeutet, dass die vordere vertikale Verbindung sehr lang ist, was einerseits das Greifen beim Starten erleichtert und andererseits der Griffergonomie sehr entgegenkommt. Die Tuchspannung ist in der vorderen Hälfte sehr hoch und nimmt in Richtung Tips deutlich ab. Dort verstärken kleine Mini-Battens das Profil. Zusammen mit einer sehr profilierten Outline soll dies ein von Neilpryde genanntes „High Lift Concept“ (siehe oberes Bild) erzeugen, welches maximale Leistung und Vortrieb verspricht. Aufgepumpt wird der Fly Wing über zwei SUP-Ventile, die die beiden unabhängigen Bladder in der Strut und der Leading Edge mit Luft befüllen. Dies erhöht die Sicherheit und ermöglicht auch deutlich feineren Trimm. Im Vergleich zu anderen Marken ist die Spannweite der Neilpryde Fly Wings relativ groß, später gibt es mehr Informationen, wie sich dies auf dem Wasser auswikt. Einzigartig ist die extrem große Palette an Größen: von 1,4 bis zu 6 Quadratmetern gibt es den Fly Wing in insgesamt 14 Größen. Das macht den ihnzum idealen Familienwing, mit dem auch schon Kinder in den Sport einsteigen können.
| verfügbare Größen | 1,4 – 6,0 qm (14 verschieden Größen) |
| Ventile | 2 SUP-Ventile (für Leading Edge und Strut getrennt) |
| Profil | High Lift Concept mit höherer Aspect Ratio (2,xx je nach Größe) |
| benötigtes Fahrkönnen | Anfänger bis Experten |
| Einsatzbereich | Freeride, Race, Freestyle |
| Preis | je nach Größe 769,00 – 1.199,00 € UVP |
Handling ★★★★★
Das Handling des Neilpryde Fly Wings ist wirklich phänomenal! Der vordere Pistolengriff erleichert den Gang ins und aus dem Wasser sehr und auch beim Liften des Wings aus dem Wasser, lässt sich der vordere Griff ergonomisch und daher sehr angenehm greifen. Zudem sorgt der Pistolengriff für eine ergonomische Hand- und Armhaltung, so dass ich den Fly Wing deutlich länger ohne Pausen fahren konnte, als andere Wings auf dem Markt. Die festen Griffe haben per se beim Handling einen deutlichen Vorteil gegenüber Stoff-Handles und so lässt sich der Neilpryde Fly Wing über die Handles sehr präzise und leicht steuern.
Vortrieb / Power ★★★★★
Genau dafür wurde der Neilpryde Fly gebaut: Power, Power, Power. Das sogenannte „High Lift Concept“ zusammen mit dem sehr deutlichen Profil in der hinteren Hälfte des Wings, sorgt für maximalen Vortrieb. Dies führt dazu, dass ich den Wing ca. 0,7 – 1 Quadratmeter kleiner fahren kann, als Wings anderer Marken. Dies wiederum sorgt für ein noch besseres Handling und astreine Kontrolle. Da der Neilpryde Fly Wing für maximalen Vortrieb von unten heraus konzipiert wurde, wird er dafür bei zunehmendem Wind schneller zu groß, als andere Wings. Dies hält sich jedoch absolut im Rahmen und mit einem 3-Wing-Quiver von 4.0, 5.0 und 6.0 Quadratmetern kann ich ganz entspannt alle Bedingungen von 10 bis zu 30 Knoten abdecken.
Wie viel Power der Wing hat, zeigt folgendes Video sehr schön: 13 bis 14 Knoten, 5 Quadratmeter Wing, ein 77 Liter Board und ein 1100er-Foil. Ein paar mal kräftig angepumpt und schon kommt das komplette Setup frei und man fliegt durch die Bucht, während sich andere Foiler mit größeren Wings deutlich mehr anstrengen müssen! ;) Dies macht den Wing auch ideal für Anfänger. So hat meine Frau mit diesem Wing die größten und schnellsten Fortschritte gemacht und somit ihre Zeit auf dem Foil in die Höhe getrieben.
Druckpunktstabilität ★★★★☆
Im Schwach- und Mittelwindbereich fährt der Neilpryde Fly Wing wie auf Schienen. Der Druckpunkt ist sehr stabil und die profilierte hintere Hälfte des Wings sorgt in den richtigen Momenten für ausreichend Vortrieb oder auch Entlastung über das windsurf-ähnliche „Loose Leech“. Dadurch lässt sich der Wing sehr leicht steuern und ist jederzeit berechenbar. Im Starkwindbereich, wird der Fly Wing etwas unruhiger und versucht hier gerne mal „auszubrechen“. Über das sehr gute Handling lässt sich dem jedoch nach einer kurzen Eingewöhnung leicht und schnell entgegenwirken.
Freeride / Race ★★★★★
Wer einen druckvollen Wing mit viel Power, komfortablen Griffen und einer angenehmen Halteergonomie sucht, ist beim Neilpryde Fly genau richtig. Die langen und wirklich angenehmen Griffe machen es einfach, eine leistungsorientierte Griffposition zu wählen (möglichst weit hinten) oder entspannt über den Spot zu fliegen (möglichst weit vorne). Durch den vorderen Pistolengriff, der vorne weit von Strut und Leading Edge absteht, erlangt man eine super entspannte Halteposition in den Armen und Schultern, so dass diese auch nach langen Sessions nicht ermüden. Die harten Griffe ermöglichen es zudem, verschiedenste Trapeztampen und -systeme zu installieren und somit die Arme weiter zu entlasten oder um im Racing maximal Gas geben zu können. Lediglich die Sichtfenster könnten für meinen Geschmack etwas größer ausfallen. Dennoch ist das Sichtfeld in Richtung Lee gut und der obligatorische Blick in alle Richtungen vor einem Manöver sollte eh unabhängig von Wing-Modellen immer Standard sein!
Freestyle ★★★★★
Ein Wing mit jeder Menge Power und genialem Handling muss ja quasi wie für Freestyle gemacht sein, oder? Richtig! Mit dem Neilpryde Fly Wing haben meine Freestyle-Fähigkeiten schnell und rapide zugelegt. Der kraftvolle Wing zieht einen mit Leichtigkeit in das nächsthöhere Stockwerk und verstärkt so den Pop über das Foil und mit den Handles lässt sich der Wing mit voller Kontrolle durch jede Rotation und durch jeden Flip oder Loop steuern. Auch nach einem Touchdown unterstützt der Fly Wing das schnelle Wiederabheben oder eine Trick-Kombo. Auch, dass man den Wing immer ein bis zwei Nummern kleiner fahren kann, macht Freestyle-Tricks um ein Vielfaches leichter!
Mein Fazit zum Neilpryde Fly Wing
Neilpryde ist knapp drei Jahre später mit einem Wing auf den Markt gekommen, als viele andere Firmen. Von Rückstand kann dennoch keine Rede sein, ganz im Gegenteil! Mit der Zusammenarbeit mit Nils Rosenblad, Designer und Ingenieur für die Boote des America’s Cup, ist Neilpryde mit dem Fly Wing ein absolutes Kraftpaket gelungen, welches viele andere Wings nicht nur bezüglich Leistung und Kontrolle, sondern auch in Bezug auf Qualität und Haltbarkeit hinter sich lässt.
Gerade, dass man den Neilpryde Fly Wing deutlich kleiner fahren kann als vergleichbare Wings, sorgt für ein einmalig gutes Handling im Freestyle und die Zeit beim Dümpeln oder beim Anpumpen wird auf ein Minimum reduziert. In unser Kroatien-Galerie gibt es Bilder vom Neilpryde Fly Wing in verschiedensten Bedingungen und auf der Neilpryde Homepage erhaltet ihr noch weitere Infos!