GA Hybrid Foil HP1750 Test

Wer mit dem Foil über das Wasser fliegen will, braucht den richtigen Untersatz. Daher habe ich das GA Hybrid Foil mit dem passenden Frontwing, dem HP1750, ausführlich getestet und möchte meine Erfahrungen gerne mit euch teilen.

Wie üblich, werde ich auch diesen Testbericht in verschiedene Kategorien unterteilen. Die Teilergebnisse der einzelnen Kategorien gebe ich gleich bei den Überschriften mit Sternen an. Maximal können 5 „surfandclimb“- blaue Sterne erreicht werden

  • Daten und Fakten
  • An Land
  • Lift
  • Stabilität
  • Geschwindigkeit
  • Freestyle / Pop
  • Manöver
  • Starkwindkontrolle

Ehe wir jedoch mit dem Testbericht starten, hier noch die wichtigsten Daten und Fakten zum GA Hybrid Foil.

Daten und Fakten des GA Hybrid Foil HP1750

Länge des Mastes85cm
Länge der Fuselage72 cm
Material (Mast & Fuselage)Aluminium
VerschraubungM6 Torx
ModularJa, GA bietet zahlreiche Frontwings, Fuselagen als auch Carbonmasten an
EinsatzbereichAnfänger und Aufsteiger mit Fokus auf Freeride
Preis899€ bei Telstar Surf

Das GA Hybrid Foil an Land

Im Wasser sieht man das Foil zwar kaum, aber alter Falter sieht das GA Hybrid Foil klasse aus. Die türkise Farbe und der unfinished Look sind absolute Eyecatcher am Strand. Doch über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, daher möchte ich in diesen Kapitel auf andere Aspekte eingehen, vor allem die verschiedenen Frontwings, die mit dem Hybrid Foil verwendet werden können.

Gaastra bietet für die GA Hybrid Foils 3 verschiedene Frontwings an:

  • Die Low-Aspect-Linie „Free“ verspricht frühes Abheben und ist somit für absolute Einsteiger ideal
  • Die Medium-Aspect-Linie „High Performance“ verspricht schon mehr Speed und Agilität und spricht vor allem Aufsteiger und in den kleinen Größen auch Experten an
  • Ganz neu ist die High-Aspect-Serie „MP“, die noch mehr Radikalität für Experten verspricht

Da man die Hybrid-Serie auch mit unterschiedlich langen Fuselagen fahren kann, lassen sich die Hybrid-Foils ganz auf die persönlichen Präferenzen anpassen, beziehungsweise kann das Foil immer wieder an die Lernfortschritte angepasst werden.

Ich habe das GA Hybrid Foil als mein erstes Wingfoil gekauft und habe mit dem HP-Frontwing mit 1750cm2 begonnen. Das Foil bin ich nun über ein Jahr gefahren und habe es von den ersten Flügen, über die ersten durchgefoilten Halsen bis hin zu den ersten Frontloops verwendet. Gleichzeitig hat meine Frau auf diesem Setup als absolute Anfängerin das Wingen gelernt.

Lift ★★★

Für ein schnelles und einfaches Abheben ist bei einem Foil vor allem der Frontwing verantwortlich. Hier spielen verschiedene Faktoren wie Aspect Ratio, Volumen, Drag und ähnliches mit rein und zudem ist es relevant, ob wir vom passiven Abheben (sprich dem Anheben des Foils ohne aktives Anpumpen) sprechen, oder den Lift durch eine ausgefeilte Pumptechnik unterstützen.

Als Wave-Windsurfer bin ich es gewohnt, das Angleiten aktiv zu unterstützen. Daher habe ich selbst bei Starkwind eher aktiv angepumpt. Hier spürt man das große Volumen des 1750er-Frontwings und kommt spielend leicht auf das Foil. Selbst bei Leichtwind (ca. 10 Knoten) und einem 6qm-Wing reichen 2 bis 3 Pumpbewegungen und das Foil beginnt sich aus dem Wasser zu heben.

Meine Frau hingegen lässt sich lieber bequem von dem Foil aus dem Wasser heben. Auch hier spielt das große Volumen des Foils sowie die dezente Aspect Ratio des HP-Frontwings den Aufsteigern entgegen und das Foil kommt schnell frei. So konnte meine Frau, obwohl das GA Hybrid Foil in Kombination mit dem HP Frontwing nicht explizit auf Anfänger ausgelegt ist, schnell erste Erfolge erzielen. Klasse!

Weiterhin ist es wichtig, ein Foil zu haben, welches sich gut ausbalancieren lässt und nicht mit aller Macht immer weiter nach oben steigen will. Selbst in Bedingungen mit 30 Knoten und somit eigentlich deutlich zu viel für den großen 1750er-Frontflügel, ließ sich das Foil immer angenehm steuern und über die Druckverteilung der beiden Füße ausbalancieren.

Somit mauserte das GA Hybrid Foil mit dem 1750 HP Frontflügel schnell zum Standard-Setup für mich sowohl für Leichtwind als auch Sturm und zudem als Lernfoil für meine Frau. So geht Effizienz und daher verständlicherweise volle Punktzahl!

Stabilität ★★★

Unter Stabilität des Foils verstehe ich die Charakteristik des Foils bezüglich des Neig (Längsachse)- als auch des Rollverhaltens (Querachse). Je ausbalancierter und ruhiger ein Foil, desto stabiler. Desto mehr aktiver Einfluss und Übung notwendig, um das Foil ruhig zu halten, desto instabiler.

Auch in dieser Kategorie merkt man die Gutmütigkeit des GA Hybrid Foil HP1750. Der Medium-Aspect-Shape des Frontflügels überfordert Aufsteiger keinesfalls und das hohe Volumen sorgt für zusätzliche Stabilität. So hat man wirklich ein fehlerverzeihendes und gutmütiges Foil unter den Füßen.

Geschwindigkeit ★★★★

Endgeschwindigkeit

Rein physikalisch hat jedes Foil eine Art eigenes Speedlimit. Dies wird vor allem durch den Drag, also den Wasserwiderstand, bestimmt. Der Drag wiederum nimmt zu (vereinfacht ausgedrückt), je größer das Foil und vor allem der Frontflügel sind. Nun bin ich in diesem Bericht schon mehrmals darauf eingegangen, dass das GA Hybrid Foil HP1750 sehr viel Volumen besitzt. Daher verwundert es auch nicht, dass auch die Geschwindigkeit des Foils begrenzt ist. Im Schnitt bin ich das Foil im letzten Jahr im Bereich von 20 bis 30 km/h gefahren. Das reicht zum Cruisen und auch für Manöver, wird aber Speedcracks nicht vom Hocker hauen. Für mich ist dies jedoch völlig in Ordnung, gilt es doch zu bedenken, dass sich ein Foil dieser Größe per se nicht an eben diese Cracks richtet. Hier können kleinere Frontflügel aus dem Hause GA Foils Abhilfe schaffen.

GA Hybrid Foil HP1750

Stall Speed

Stall Speed bedeutet, bis zu welcher Minimalgeschwindigkeit das Foil Lift erzeugt, ehe es zurück ins Wasser sinkt. Wird die Endgeschwindigkeit von hohem Volumen und großer Fläche eher beeinträchtigt, ist es beim Stall Speed genau andersherum. Daher verwundert es auch nicht, dass dies die Paradedisziplin des GA Hybrid Foil HP1750 ist. Windlöcher werden mühelos durchglitten und manchmal fühlt es sich an als würde man beinahe stehen, ehe man zurück ins Wasser sinken. Gerade für Anfänger ist es aus meiner Sicht extrem hilfreich und auch motivierend, ein derart stabiles und zuverlässiges Foil zu haben.

Berücksichtigt man beide Aspekte, gibt es für die Geschwindigkeit auf jeden Fall 4 von 5 Sternen.

Freestyle / Pop ★★★★

Als Wave-Windsurfer ist mir Freeriden schnell zu langweilig und daher sind für mich die meterhohen Sprünge beim Wingen von besonderem Reiz. Daher habe ich nicht lange gezögert und habe schnell mit den ersten Sprüngen und auch Tricks wie Frontloops angefangen. Hierfür ist ein Foil mit gutem Pop erforderlich und gleichzeitig muss es auch stabil genug sein, um die harten Landungen in den Verschraubungen auffangen zu können.

Hierzu sei gesagt, dass der Frontwing mit 1750 Quadratzentimetern zum Freestylen eigentlich schon viel zu groß ist. Durch die Größe ist die Geschwindigkeit und somit auch das Pop-Potential beschränkt und gleichzeitig wirkt bei Landungen besonders viel Last auf den Verschraubungen zwischen Frontwing und Fuselage. Nichtsdestotrotz habe ich das GA Hybrid Foil HP1750 hier in keinster Weise geschont, sondern habe darauf ohne Rücksicht auf Verluste Frontloops gelernt und mich am Frontside360 probiert.

GA Hybrid Foil HP1750

Da die Geschwindigkeit bei einem Foil dieser Größe beschränkt ist, ist auch der Pop begrenzt. Da das Foil aber extrem guten Lift erzeugt, kann es auch bei dieser Größe mit einer kraftvollen Beinbewegung weit aus dem Wasser in die Höhe katapultiert werden. Auf meterhohe Flugeinlagen muss man also auch mit diesem eigentlich viel zu großen Foil nicht verzichten. Bei vielen Sprüngen hatte ich anfangs Probleme damit, dass sich die Schrauben des Frontwings lösten und der Frontwing locker wurde. Dies rührt oftmals von hohem Druck auf den Verschraubungen und ist (leider) ein gängiges Problem bei vielen Firmen. Die Lösung war simpel: Etwas Teflonband um die besagten Schrauben und so hatte ich auch nach stundenlangen Sessions mit entsprechend vielen Sprüngen keine lockeren Frontflügel mehr.

GA Hybrid Foil HP1750

Für mich hat das GA Hybrid Foil seine Freestyle-Eignung auf jeden Fall unter Beweis gestellt. Der HP1750 Frontflügel ist hierfür eigentlich viel zu groß, ist aber für den ein oder anderen Ausflug in die oberen Stockwerke trotzdem gut zu haben. Freestyle-Enthusiasten empfehle ich dennoch eher den HP1050 oder die neue MP-Serie um die 1000.

Manöver ★★★★

Durchgefoilte 360er, Toe-to-Heelside-Tacks und unzählige Halsenvariationen. Mit dem Wing wird das Umdrehen zu einem reinen Fest. Damit man mit diesen Manövern aber auch wirklich Spaß hat, braucht man ein Foil, welches möglichst lange oben bleibt (Stall Speed) und sich fein durch beliebig enge und weite Radien zirkeln lässt.

Das GA Hybrid Foil HP1750 schlägt sich hier wacker. Durch die Größe und das Volumen bleibt das Foil sehr lange oben und fällt manchmal gefühlt erst im Stehen zurück ins Wasser. Die Größe und das Volumen erzeugen aber auch gleichzeitig entsprechenden Wasserwiderstand (Drag), so dass das Foil schnell an Geschwindigkeit verliert. Längere Gleiteinlagen ohne Druck im Wing sind somit nicht möglich.

Dennoch war es für mich super, darauf verschiedene Halsen- und Wendenvariationen zu erlernen. Die Gutmütigkeit des Foils und die Stabilität haben hierbei massiv geholfen. Für Manöver-Cracks würde sich hier ein kleinerer Frontwing mit einer höheren Aspect-Ratio, z.B. der MP1290 eher anbieten.

Starkwindkontrolle ★★★

Die Lernfortschritte beim Wing Foilen sind teilweise derart schnell und steil, dass man schon nach kurzer Zeit neues Equipment benötigt. Ich hätte vermutlich auch nach weniger als 5 Sessions auf einen kleineren Frontflügel, z.B. den HP1450 wechseln können. Nicht jeder kann und will sich dies jedoch leisten und so hab ich das GA Hybrid Foil HP1750 über die Grenzen hinaus bei bis zu 30 Knoten getestet.

Diese Windstärke ist für ein Foil dieser Größe eigentlich viel zu viel und sollte von Spaß und Komfort meilenweit entfernt sein. Nichtsdestotrotz hatte ich mit dem HP1750 wirklich tolle Sessions. Zum einen haben die standardmäßig beiliegenden Shims, mit denen sich der Anstellwinkel des Stabilizers verändern lässt, super geholen, Druck vom vorderen Fuß zu nehmen.

Zum anderen ist das Foil per se sehr gutmütig und reagiert sehr fein auf Druckverteilungen. So hatte ich auch in wirklich starkem Wind viel Spaß, auch wenn man gemerkt hat, dass irgendwann die Geschwindigkeitsgrenze des Foils erreicht war und somit die Haltekräfte im Wing deutlich zunehmen.

Mein Fazit zum GA Hybrid Foil HP1750

Meine Frau und ich haben das GA Hybrid Foil HP1750 ein Jahr lang auf Herz und Nieren getestet und dabei auch weit über den Komfortbereich gebracht. In dieser Zeit haben wir das Foil wirklich zu lieben gelernt. Meine Frau hat als absolute Anfängerin schnell Fortschritte darauf gemacht und das gutmütige und gleichzeitig gut zu berechnende Foil hat ihr geholfen schon bald über das Wasser zu schweben.

Ich als alter Windsurf-Crack habe den breiten Einsatzbereich von 10 bis 30 Knoten zu schätzen gelernt und dass sich das Foil auch vor Sprungmanövern nicht fürchten muss. Daher empfehle ich das Foil in dieser Kombination wärmstens allen ambitionierten Anfängern (z.B. mit SUP- oder Surfvorerfahrung) oder schwereren Könnern und Quereinsteigern. Vor allem der wirklich unschlagbare Preis von weniger als 1.000€ ist vor allem für Einsteiger echt klasse! Dafür kriegt man ein wirklich tolles Preis-Leistungspaket.

Absolute Freestyle-, Geschwindigkeits- und Manövercracks werden sich dennoch eher nach einem kleineren Foil sehnen. Hier bietet GA Foils mit den HP- und MP-Frontflügeln glücklicherweise genug Alternativen an, so dass man das Foil ganz an seine Bedürfnisse anpassen kann.

Alle Informationen zum Foil findet ihr auf der Homepage von GA Foils.