JP Australia F-Winger PRO Testbericht

Bisher war der X-Winger PRO im Hause JP Australia das unangefochtene Board für alle Bedingungen und Könnerstufen (je nach Größe) . Nun bringt JP mit dem JP Australia F-Winger PRO ein Board auf den Markt, welches gezielt auf Freestyler und ambitionierte Freerider abgestimmt sein soll. Ich konnte das brandneue Modell für 2024 schon ausgiebig in Kroatien und im stürmischen August in Deutschland testen.

Wie üblich werde ich auch diesen Testbericht in verschiedene Kategorien unterteilen. Die Teilergebnisse der einzelnen Kategorien gebe ich gleich bei den Überschriften mit Sternen an. Maximal können 5 „surfandclimb“- blaue Sterne erreicht werden

  • Take Off / Anpumpen
  • Stabilität
  • Leichtwind
  • Starkwind
  • Touch Downs
  • Freestyle
  • Freeride

Ehe ich nun ausführlich auf die Leistung des JP Australia F-Wingers in diesen Kategorien eingehe, möchte ich auf das Board per se etwas genauer vorstellen, da es sich um ein komplett neues Modell handelt. Der F-Winger ist eine logische Ergänzung zum beliebten X-Winger. Das „F“ steht für „Free“, bewusst ohne „-style“ oder „-ride“ in der Endung, da das Board für beide Zielgruppen ideal sein will. Es handelt sich definitiv um kein Anfängerboard, da es lediglich in den kleinen Größen 55, 66 und 77 Litern zu haben ist. Somit dürfte es sich für die meisten Surfer um ein Sinkerboard handeln.

Ich habe das Board mit meinen 85 kg in der 77 Litervariante ausführlich getestet. Dabei habe ich Neilpryde Fly Wings in den Größen 4.0, 5.0 und 6.0 Quadratmeter verwendet und ein Neilpryde Glide HP Foil mit einem 1130er und einem 1500er Frontwing.

Daten und Fakten des JP Australia F-Winger PRO

Länge4,9″ (145cm)
Breite24″ (61cm)
Volumen77 Liter (verfügbar auch in 55 & 66 Liter)
Gewicht5,9 kg
BauweisePVC-Sandwich-Bauweise
benötigtes FahrkönnenFortgeschritten – Experte
EinsatzbereichFreestyle, Freeride
Preis1799€ UVP

Nun geht es aufs Wasser, aber kann ich bitte noch kurz ein Wort darüber verlieren, wie verdammt geil dieses Board aussieht?! ;) Die knalligen Farben kommen super zur Geltung und die gebürstete Optik am Heck rundet das fetzige Design super ab!

Take Off / Anpumpen ★★★

Bevor ich das erste Mal auf dem JP Australia F-Winger PRO stand, bin ich immer ein 105 Liter Freestyler gefahren. Umso erstaunter war ich, dass der F-Winger mit seinen gerade einmal 77 Litern schneller und leichter abhebt, als besagter 105 Liter Freestyler einer anderen Marke. Die Lift- und Anpumpeigenschaften sind für mich auf einem Niveau, an dem sich andere Boards dieser Liter- und Leistungsklasse erst einmal messen müssen.

Zu verdanken hat der F-Winger dies seiner eher gestreckten Outline. So ist das Board mit 77 Litern bereits 145 cm lang. Zum Vergleich: Der X-Winger ist mit 75 Litern ganze 12 Zentimeter kürzer. Da beim Angleiten der alte Seglerspruch „Länge läuft“ gilt, gleitet der F-Winger daher extrem schnell und leicht an. Das folgende Video verdeutlicht dies sehr schön. Hier war ich in Kroatien bei ca. 12-14 Knoten mit meinem Neilpryde Fly 5.0 und dem Glide HP 11 unterwegs. Ein paar mal kraftvoll angepumpt und das Board kommt schnell und nachhaltig frei:

Einmal in der Luft, ist der F-Winger erfreulich klein, leicht und agil, so dass er sich mühelos auch durch Windlöcher pumpen lässt. Daher hat sich der JP Australia F-Winger PRO mit 5 Sternen die volle Punktzahl in dieser Kategorie verdient.

Stabilität ★★★★

Wer mit einem 77 Liter Board auf das Wasser geht, erwartet kein Stabilitätswunder, denn in dieser Literklasse geht es vor allem um Leistung. Dennoch will man auch als Wing-Crack kein zickiges Board oder einen Untersatz, der einen beim Dümpeln fast schon krampfhaft abzuwerfen versucht. Durch die langgezogenere Outline, als zum Beispiel beim JP Australia X-Winger PRO, büßt der F-Winger hier etwas an Stabilität beim Dümpeln ein. Dies ist aus meiner Sicht mit Blick auf die Zielgruppe und vor allem auch den Einsatzbereich des JP Australia F-Winger PRO voll zu verschmerzen, vor allem da das Board dennoch gutmütig und berechenbar beim Dümpeln im Wasser liegt.

Leichtwindeignung ★★★★

Wer sein Geld in ein hochklassiges Foilboard wie den JP Australia F-Winger PRO investiert, will es natürlich auch in möglichst vielen Bedingungen fahren. Da wir nicht immer mit 25 Knoten beschenkt werden, wollen wir mit einem solchen Brett natürlich auch Spaß im Bereich von 12 bis 16 Knoten haben.

In genau diesen Bedingungen habe ich den F-Winger mit einem 5.0er und 6.0er Fly sowie einem Neilpryde Glide HP in 1100 und 1500 Quadratzentimetern getestet. Dadurch, dass das Board so verdammt gut angleitet und aktives Anpumpen in maximalen Vortrieb übersetzt, eignet sich der JP Australia F-Winger PRO auch bestens für Leichtwindtage. Bereits 14 Knoten haben mir auf diesem Board gereicht, um mit einem 5.0er Wing auf mein kleines Foil zu kommen. Dies ist vor allem auch der extra langen Foilbox zu verdanken, die JP Australia seit einigen Jahren bereits im X-Winger verbaut. Dadurch kann der Lift des Foils wie bei keinem anderen Board getrimmt werden.

In Summe ist also auch die Leichtwindeignung des F-Wingers spitze, erfordert jedoch auch koordiniertes und kraftvolles Anpumpen, welches bei der Zielgruppe des F-Wingers jedoch kein Problem sein sollte.

Längere Windlöcher und Dümpelphasen bestraft der F-Winger mit der ein oder anderen Badeeinlage. Dies droht einem aber auf jedem Sinkerboard und lässt sich mit keinem Board in diesen Literklassen verhindern. Physik konnte man noch nie besiegen! ;)

Für mich ist der F-Winger PRO also ein Board, welches ich auch an Thermikrevieren wie dem Walchensee mit gutem Gewissen einsetzen kann und werde. Wer die überwiegende Mehrheit seiner Sessions bei 12 Knoten und einem 8er Wing bestreitet, wird mit einem größeren X-Winger PRO von JP Australia deutlich mehr Spaß haben.

Starkwindkontrolle ★★★

„Life begins at 40 knots“ ist ein geflügeltes Zitat unter Windsurfern und auch mit dem Wing wird es für Cracks oberhalb der 25 Knoten-Marke erst so richtig spannend. Hier ist der JP Australia F-Winger PRO eine absolute Bank. Die gestreckte und eher schmale Outline ist super windschnittig, so dass auch bei aggressivem Höhelaufen der Wind unter dem Board kaum Angriffsfläche findet. Dadurch bleibt das Board auf jedem Kurs sehr gut kontrollier- und beherrschbar.

Da der F-Winger durch die Outline auch deutlich dünner ist, als zum Beispiel der X-Winger, bietet der F-Winger PRO ein deutlich direkteres Foil-Gefühl und somit auch bessere Kontrolle. Hier kommt auch die leichte Wölbung unter der Heckschlaufe richtig zur Geltung: durch diese Wölbung im Deckpad hat der hintere Fuß einen Fixpunkt, über den er entsprechend dosiert und kontrolliert auf Ferse oder Ballen Druck geben kann. Dies verbessert die Fußsteuerung ungemein und holt bei der Boardkontrolle das Maximum aus diesem Board.

Touch Downs ★★★

Der F-Winger PRO fällt im direkten Vergleich mit Freestyle-Boards anderer Marken als der Shape mit den geringsten Bevels auf. Dennoch löst sich der F-Winger nach einem Touch Down wieder spielend leicht von der Wasseroberfläche. Gleichzeitig erscheinen die Impacts nach einem hohen Sprung nicht härter als auf Boards mit markanten Bevels. Ich vermute, dass die eher gestreckte Outline mit den sehr guten Lifteigenschaften große Bevels mehr oder weniger überflüssig gemacht hat.

Freestyle ★★★

All die oben bewerteten Kategorien münden nun in den beiden Königsdisziplinen des F-Wingers PRO: Freestyle und Freeride.

Das Board hat sich das „F“ im Namen redlich verdient, ist das Board doch eine absolute Sprungrakete:

Dadurch, dass das Foil direkt gesteuert werden kann, lässt sich das Board samt Foil kontrolliert und kraftvoll aus dem Wasser „poppen“. In der Luft lässt sich das 145cm kurze Board mühelos rotieren und Landungen werden sanft abgefedert und erlauben ein schnelles erneutes Abheben. Freestyle auf diesem Board ist somit die Quintessenz all der positiven Eigenschaften dieses Boards.

Natürlich ist ein 77 Liter Sinkerboard deutlich weniger fehlerverzeihend, als ein 100 Liter Board. Nichtsdestotrotz bestraft der F-Winger PRO nicht jeden kleinen Fahrfehler umgehend, sondern rotiert auch im Wasser die letzten 10 Grad noch gutmütig mit, wenn der Frontside 360 vielleicht nicht komplett in der Luft gedreht wurde.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Freeride ★★★

Ähnlich wie beim Freestyle, profitiert der F-Winger PRO beim Freeride von all den beschriebenen positiven Eigenschaften des Boards. Der kleine pinke Flitzer lässt sich super direkt steuern und kontrollieren, hebt mit Bravour ab und macht auch im Grenzbereich keine Zicken. Vor allem die im Kapitel „Starkwindkontrolle“ beschriebene Wölbung unter der Heckschlaufe kommt beim Freeride so richtig zur Geltung. Auf dem Board über das Wasser zu fliegen, ist einfach ein Traum!

Mein Fazit zum JP Australia F-Winger PRO

Mit dem F-Winger PRO ist Werner Gnigler, dem Shaper von JP Australia, ein Meisterstück gelungen! Das Board vereint Stabilität und Einfachheit beim Anpumpen mit viel Radikalität und gleichzeitig Kontrolle in der Flugphase. Noch nie dürfte der Wechsel auf ein Sinkerboard leichter gefallen sein, als mit diesem Board. Dadurch dürfte die Zielgruppe des JP Australia F-Winger PRO deutlich größer sein, als es die Literzahl vermuten lässt.

Freestyler wie ich können das Board kompromisslos rotieren und flippen. Die tendenziell weiter vorne sitzenden Schlaufen erleichtern die Rotationen und die Bauweise verleiht dem Board viel Stabilität, um auch harte Impacts gut verkraften zu können. So fliegt ihr locker ein Stockwerk höher als gewohnt oder hängt noch einmal eine Umdrehung mehr an euer Manöver.

Freerider dürfen sich auf ein super agiles Board freuen, welches sich leicht und direkt durch alle Manöver steuern lässt. Das dünne Deckpad verleiht ein maximal direktes Gefühl, ohne dabei unkomfortabel zu sein.

Für mich ist der JP Australia F-Winger PRO schnell zu meinem absoluten Lieblingsbrett avanciert und ich vermute, dass das Board mit dem neuen Neilpryde Glide Swift Foil sogar noch eine Spur zulegen wird. Auf der JP-Homepage bekommt ihr weitere Informationen zu diesem fantastischen Brett oder ihr sprecht mich einfach am Spot an! :)