Schon vor einiger Zeit hatte ich die International Ocean Film Tour in ihrer sechsten Ausgabe angekündigt. Nun hatte ich endlich Gelegenheit mir das volle Programm anzusehen und will euch meine Filmkritik zur IOFT Volume 6 nicht vorenthalten.
Ihr kennt die IOFT noch nicht? Die IOFT ist der kleine Bruder der European Outdoor Film Tour. Wobei klein hier nicht ganz richtig ist, sondern eher als jung zu verstehen ist. Im Rahmen der Ocean Film Tour werden an einem Abend mehrere Filme gezeigt, deren Kern sich immer um das Element Wasser dreht. Dies sind teils sehr emotionale Geschichten, mal krasse Action und mal lustige Abenteuer. Gemeinsam haben alle, dass sie die starke Verbindung der Protagonisten zum Meer zeigen und spürbar machen wollen. Diesem Prinzip folgt auch die IOFT Volume 6 wieder. Ob dies auch in der sechsten Auflage noch klappt, erfahrt ihr nun. Keine Angst, Spoiler vermeide ich!
Die einzelnen Filme der IOFT Volume 6
Surfer Dan
Dan Schetter ist auf Instagram mittlerweile weltberühmt. Dies liegt vor allem an seinen Bildern, auf denen sich riesige Eiszapfen an seinem Rauschebart gebildet haben und er dabei aus dem Lake Superior steigt. Dan scheut die extreme Kälte des Winters und die rauen Bedingungen am Lake Superior nicht, sondern nutzt sie, um Surfen zu gehen. Surfer Dan zeigt die absolute Leidenschaft hinter dem Surfen, die gute Laune durch den Sport und auch die Verrücktheit von Dan. Ein witziger und beeindruckender Film, der gerne länger hätte sein dürfen.
Julie
Julie ist ein exlusives IOFT-Potrait von Julie Gautier. Vor allem als Frau von Guillaume Néry bekannt, ist Julie selber eine großartige Apnoetaucherin. Der Film zeigt, wie sie Kunst, Tanz und Apnoe-Tauchen verbindet und so auch den Weg aus dem Schatten ihres Mannes fand. Bisher kenne ich Apnoetaucher auch eher als Wettkampftiere und Leistungssportler. Die Leichtigkeit dieses Sports durch die Kamera vermittelt zu bekommen, ist beeindruckend und zeigt, dass es sich nicht immer um Rekorde drehen muss.
Chasing the Thunder
In Chasing the Thunder werden zwei Boote von Sea Shepherd bei der mehr als 100-tägigen Verfolgungsjagd eines illegalen Fischereischiffes, welches zu einer regelrechten Fischerei-Mafia gehört, begleitet. Zugegeben, die Story und der Ausgang ist denen, die Whale Wars regelmäßig auf DMAX schauen, nicht neu. Dennoch schafft es dieser fast 45-minütige Film eine wahnsinnig dichte und intensive Atmopshäre zu schaffen. Sie zeigt die Leidenschaft der freiwilligen Umweltaktivisten, Erfolge und Rückschläge der Crew, die Grausamkeit des Fischens und ist von Anfang bis Ende super spannend.
700 Sharks
Tauchen mit einem Hai ist schon aufregend! Stellt euch aber vor, mit 700 Haien, die auch noch im Jagdfieber sind, tauchen zu gehen. Genau dies machte Laurent Ballesta und seine Kollegen im pazifische Atoll Fakarava. Dort bildet sich aufgrund einer besonderen Strömung und Unterwasserlandschaft ein einzigartiges Ökosystem, welches den weltweit größten Haischwarm beherbergt. Der Film begleitet dei Taucher und Biologen bei ihren Vorbereitungen und Untersuchungen für die weltwelt größte Haijagd. Dabei sind die Taucher mit ihren Kameras tatsächlich mittendrin statt nur dabei und so entstehen großartige und einzigartige Bilder.
Andy Irons – Kissed by Gods
Jedem Surfer muss Andy Irons ein Begriff sein. Der Surfer war Anfang der 2000er ein absolutes Ausnahmetalent und dreifacher Weltmeister, ehe er 2010 an Herzversagen starb. Dieses äußerst emotionale Portrait zeigt die zwei Gesichter von Andy Irons: Seine Wettkampfseite aber auch seine inneren Dämonen, mit denen er immer zu kämpfen hatte.
Dieser Film zeigt Bilder und Emotionen auf eine Weise, die niemanden kalt lassen kann. Man hat das Gefühl durch Andys Augen in seine Seele sehen und in leiden sehen zu können, ehe man erlebt, wie das Surfen einen auch aus seinem tiefsten Tal ziehen kann. Mir war Andy Irons davor auch schon ein Begriff, doch diese Seite war für mich komplett neu. Dieser Film hat mich wahnsinnig berührt und bewegt.
Blown Away
Blown Away begleitet zwei Musiker, die als Segelneulinge die Welt umsegeln wollen. Dabei treffen sie lokale Musiker und verbinden die Musik der einzelnen Künstler miteinander. Zugegeben Blown Away ist eigentlich nur ein Trailer und ein Vorgeschmack auf den vollständigen Film. Begleitet von der Musik, die die Beiden auf ihrer Reise gefunden haben, entstehen so kurzweilige Bilder vom Leben auf Deck. Macht auf jeden Fall Lust auf mehr!
Mein Fazit zur IOFT Volume 6
Den Jungs und Mädls hinter der IOFT ist es auch dieses Jahr wieder gelungen, besondere Geschichten, atemberaubende Bilder und eine gute Prise Umweltbewusstsein miteinander zu verbinden. Im Vergleich zu den bisherigen Touren ging es weniger um radikale Action oder einzelne Ausnahmeleistungen sondern mehr um Emotionen und Teamleistungen. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht sagen, ob und warum ich einen Lieblingsfilm hatte oder warum mir vielleicht der ein oder andere Film besser oder schlechter gefallen hat.
Denn in meinen Augen geht es bei der IOFT nicht um die einzelnen Filme, sondern darum, diese so zu verknüpfen und ein stimmiges Programm zu schaffen, dass einen den ganzen Abend gefangen hält. Und dies haben die Macher auch dieses Jahr wieder geschafft, indem sie keine Emotion ausgelassen haben: Aufregung, Freude, Begeisterung, Ungläubigkeit aber auch Mitgefühl waren auf der Leinwand zum Greifen nah oder hat sie selber spüren können. Man konnte in diesem Programm wie in dem Ozeanen selber sprichwörtlich versinken!
Mich hat das Programm auf jeden Fall den ganzen Abend gefangen gehalten und mir einmal mehr gezeigt, was mich so sehr mit den Meeren verbindet. Ich würde nicht so weit gehen und sagen, dass diese IOFT alle Vorgänger übertrifft, sie ist diesen aber mindestens ebenbürtig.
Wenn ihr also das Meer auch hautnah erleben wollt, selbst wenn ihr mitten im Großstadtdschungel lebt, dann holt euch die Tickets für die restlichen Vorstellungen der diesjährigen IOFT. Es lohnt sich!